Am 10. Juni 1572 wurde unser Schulgründer Heinrich Posthumus Reuß geboren – und etwas über 450 Jahr später machten die Schüler des Rutheneums ihrem Gründer das wohl beste Geburtstagsgeschenk, welches er sich hätte wünschen können: einen mit viel Mühe und Engagement vorbereiteten Festabend.
Am 13. Oktober luden nämlich die SängerInnen des Mädchenchores und des Konzertchores, künstlerisch begabte SchülerInnen aller Jahrgangsstufen sowie einige ausgewählte SchülerInnen der Klassen 9/2 und 9/3 interessierte Kunst-, Musik- und Literaturliebhaber zu einem Festabend mit einer Ausstellungseröffnung und einem Wandelkonzert inklusive Lesung ein. Dieser Abend machte den Versuch, die Besucher nicht nur auf künstlerischem und musikalischem Wege in das endende 16. und das beginnende 17. Jahrhundert zu entführen, sondern ihnen auch die wichtigsten Lebensstationen von Posthumus Reuß in Erinnerung zu rufen.
Zu diesem Zwecke hatten sich bereits weit im Vorfeld die SchülerInnen im Kunstunterricht intensiv mit der Person des Heinrich Posthumus, mit Gera in seiner Zeit und mit der Kunst des Barock beschäftigt. Ausgehend davon wurden individuell kreative Ideen für künstlerische Gestaltungen entwickelt. Das Spektrum der Ergebnisse reicht von Malerei, Grafik, Schriftgestaltung, Collage, Graffiti über inszenierte Fotografie und digitale Kunst bis hin zu kleineren Skulpturen und Objekten. Zudem verfassten die SchülerInnen der Klasse 7/3 lesens- und sehenswert künstlerisch gestaltete Briefe an Heinrich Posthumus. Eine Auswahl besonders gelungener kreativer Ergebnisse zum alles verbindenden Thema „Posthumus‘ Erben“ schmückte nun am 13. Oktober die Flure im Haus C. Eröffnet wurde die kleine Ausstellung mit der Melodie "Yesterday", gespielt von Rosalie Brandt (Violine) und Emilia Krasulsky (Klavier) sowie den Worten von Frank Lohse; danach konnten die Gäste bei einem Getränk und zwanglosen Gesprächen durch die Gänge wandeln.
Im ersten Teil des anschließenden Wandelkonzerts führte der Konzertchor unter der Leitung von Christian Frank ausschließlich Werke von Heinrich Schütz auf, der eine besondere Freundschaft zu Posthumus pflegte und sogar anlässlich seines Todes 1635/36 seine „Musikalischen Exequien“ komponierte. Sie erklangen erstmals bei Reuß’ Trauergottesdienst und Beisetzung in der alten Johanniskirche. Den Anfang des Konzertes bereitete der erste Teil der Exequien Schütz’ zunächst mit dem collegium_rutheneum, einer kleinen Besetzung des Chores mit Soli von Ensemblemitgliedern, der mit viel Engagement gesungen wurde. Anschließend trat der gesamte Chor auf die Bühne und die Exequien 2: „Herr, wenn ich nur dich habe“ und 3: „Herr, nun lässest du deinen Diener in Frieden fahren“ ertönten. Am Basso Continuo begleitete Herr Stielau den Chor. Außerdem wurde das Werk „Die mit Tränen säen“ gesungen. Den krönenden Abschluss des Posthumus gewidmeten ersten Konzertteiles bereitete das „Deutsche Magnificat“, ein Ausschnitt aus dem wohl bekannten Schwanengesang Schütz’. Das gesamte Programm stellte eine Hommage an den Schulgründer und den Komponisten Heinrich Schütz zugleich dar.
Beim zweiten Teil des Wandelkonzerts – diesmal im neu renovierten Reussischen Regierungsgebäude, dem Haus B unseres Gymnasiums – gestalteten der Mädchenchor unter der Leitung von Dr. Alexander Köhler und mit Alexander Beer am Flügel sowie die Schüler der 9. Klassen eine musikalische Lesung. Bei dieser erklang der Mädchenchor mit Werken u. a. von Caspar Othmayr, Claudio Monteverdi und abermals Heinrich Schütz aus dem 16. und 17. Jahrhundert, aber auch mit Gospels von Bob Chilcott und Keith Hampton. Ergänzt wurde das Konzert durch die Moderationsbeiträge von Nino Radziej und die Lesung von durch die Schüler der 9/2 und 9/3 selbst verfassten, fiktiven Texten. Diese waren im Rahmen des Deutschunterrichts bei Luise Börner niedergeschrieben worden und näherten sich dem Leben und Schaffen des Schulgründers auf kreative und für die Zuhörer kurzweilige oder auch ergreifende Art und Weise, indem sie versuchten, prägende Lebensstationen von Posthumus Reuß mithilfe von fiktiven Tagebucheinträgen oder inneren Monolog nachzuempfinden.
Dieses Nebeneinander von Musik, Kunst und Literatur auf jeweils hohem Niveau und stets unter Rückbezug auf unseren Schulgründer Heinrich Posthumus Reuß machte den Abend zu einem abwechslungsreichen und beeindruckenden Tagesausklang – und dem perfekten Geburtstagsgeschenk für Heinrich Posthumus Reuß.