Von Solo-Selbstständigkeit und ehrlichen Politikern


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Die Sozialkundekurse des Rutheneums beim Hauptstadtbesuch (Foto: Carsten Erbe).
Der Freitag des 17. Februars 2017 begann für uns, die Schüler der Sozialkundekurse der elften und zwölften Klassen des Goethe-Gymnasiums, ungewöhnlich früh. 7:00 Uhr fuhr unser Bus am Hauptbahnhof Gera los. Endstation: der Bundestag in Berlin. Doch auf dem Weg zu unserem Zielort wurde uns die schlechte Nachricht verkündet: Katrin Göring-Eckhardt, die Vorsitzende der Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen, mit welcher eine Diskussionsrunde geplant war, hatte uns kurzfristig abgesagt. Daraufhin waren wir uns nicht mehr sicher, wofür wir so fleißig Fragen vorbereitet hatten, und auch unsere Lehrer, Frau Enders und Herr Erbe schienen mit dieser Planänderung recht unzufrieden. Trotzdem waren wir weiterhin gespannt, schließlich standen noch der Besuch einer Plenarsitzung sowie die Besichtigung der Reichstagskuppel auf dem Programm. Nach einem Gruppenfoto vor dem Reichstag und dem Durchlaufen der Sicherheitskontrolle, die sich zum Glück für jeden von uns problemlos vollzog, gab es aber erst einmal Mittagessen. Anschließend wurden uns die Türen zur Besuchertribüne des Plenarsaals geöffnet, in dem wir die verschiedenen Meinungen der Fraktionen zum Thema "Soziale Absicherung der Solo-Selbstständigen" hören konnten. Der Antrag der Linken in Bezug darauf wurde abgelehnt, was meiner Meinung nach allein aus Prinzip gerecht war, da es den Mitgliedern dieser Fraktion besonders schwerfiel, den jeweiligen Redner aussprechen zu lassen, auch wenn dieser deren Ansichten nicht teilte. Nach genau einer Stunde, die mir persönlich fast schon zu kurz erschien, mussten wir den Saal wieder verlassen. Kurz darauf fanden wir uns in einem Raum mit Stefan Göhlert, dem wissenschaftlichen Referenten von Katrin Göring-Eckhardt wieder, der all unsere Fragen geduldig und kompetent beantwortete, was die Abwesenheit seiner Chefin wettmachte. Er sprach unter anderem über die immer noch bestehenden Lohnunterschiede zwischen Frauen und Männern, und darüber, dass es für die Grünen ein wichtiges Anliegen sei, der Altersarmut bei Frauen vorzubeugen. Dieser Punkt beeinflusste mich als jungen Heranwachsenden, der bei den Wahlen 2017 zum ersten Mal seine Stimme abgeben kann, besonders. Herr Göhlert äußerte sich außerdem äußerst ehrlich darüber, was es bedeutet, ein politisches Amt innezuhabe, eine Tatsache, die mich ebenfalls positiv überraschte. Zum Abschluss des Tages besuchten wir noch die Reichstagskuppel, deren Ausblick sich trotz Regen und Nebel sehen lassen konnte. Die Rückfahrt zum Hauptbahnhof Gera verlief ohne Stau oder schlechte Nachrichten, und ich bin nach wie vor froh darüber, an dieser anderen Art von Unterricht teilgenommen zu haben.