Neue Idee für einen Teil des Hofgutes in Gera


Campus top, Internat Flop - findet der Förderverein des Gymnasium Rutheneum seit 1608

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René Keßler und Katharina Trautmann vor der Wunschimmobilie. Foto: Peter Michaelis

Seit Jahrzehnten steht das markante Wohnhaus des Geraer Hofgutes auf dem Mohrenplatz in Gera Untermhaus größtenteils leer. Dabei könnte in dieses alte, höchst vernachlässigte Gemäuer in naher Zukunft neues, junges Leben einziehen. Zumindest, wenn es nach dem Förderverein des Gymnasiums Rutheneum seit 1608 in Gera ginge.

2000 Postkarten hat der Förderverein drucken lassen und zum Weihnachtskonzert unter den Besuchern verteilt. Unter dem Motto: „Wird‘s bald?“ verweist die Karte auf ebenjenes Gebäude des Hofguts mit dem Zusatz: Internat. Analog zu seiner früheren Aktion für den Campus-Neubau propagiert der Verein damit seine Idee: ein neues Internat für auswärtige Schüler des Gymnasiums sowie weitere Interessierte.

Eltern sagen: Schule ja, Internat nein

„Das Internat der Stadt ist bekanntermaßen in Bieblach-Ost. Sowohl außen als auch innen versprüht es den Charme der 70er Jahre aus DDR-Zeiten. Endlich haben wir einen tollen Campus. Aber das Internat ist alles andere als zeitgemäß“, sagt René Keßler, 1. Vorsitzender des Fördervereins.

Der Förderverein beschäftige sich mit diesem Thema bereits seit 2015. „So hatten wir damals schon Gespräche mit Geraer Wohnungsbaugenossenschaften“, berichtet Keßler. Eine Lösung konnte nicht gefunden werden.

Dabei pressiert es: „In den besten Zeiten hatten die Musikspezialklassen bis zu 40 auswärtige Schüler, womit sich der Konzertchor als kultureller Leuchtturm der Stadt gut weiterentwickeln konnte. In den vergangenen Jahren mussten wir gehäuft feststellen, dass die auswärtigen Kinder zwar die Schule toll finden und an einem Besuch interessiert sind. Sobald aber die Eltern mit ihrem 13-, 14-jährigem Nachwuchs die Unterkunft in der Maler-Fischer-Straße in Bieblach-Ost besichtigen, ist oft Schluss. Schule ja, Internat nein. Der bauliche Zustand schreckt ab“, bringt es René Keßler auf den Punkt. Aus diesem Grund bleibe zunehmend der Nachwuchs in den Musikklassen aus, versichert Katharina Trautmann, 2. Vorsitzende des Vereins.

Nachwuchs für die Musikklassen bleibt aus

Insofern bangt der Förderverein um den Fortbestand und sieht damit auch die Existenz des renommierten Konzertchores akut gefährdet. „Wir haben dieses Thema in unserer Mitgliederversammlung wieder auf die Agenda gehoben. Alle Mitglieder waren unisono der Meinung, dass wir dahingehend dringend etwas ändern müssen“, so Keßler. Deshalb ging der Förderverein im Frühsommer 2023 in die Spur, um bei der Stadt zu ergründen: Wie ist es um den ehemaligen Besitz der Reußen bestellt? Wem gehört aktuell das Hofgut? Anfang September kam aus dem Rathaus die schriftliche Reaktion. „Mit Verweis auf das bestehende Internat und dessen Kapazität wurde erklärt, dass ein separater Standort nur für die Schüler der Musikspezialklassen allein aus wirtschaftlichen Gründen nicht vertretbar wäre“, berichtet René Keßler. Wenngleich im Brief in Aussicht gestellt werde, dass mit der erforderlichen abschließenden rechtlichen Klärung sowie der Perspektive der Gesamtbedarfe aller Schulen die weiterführenden Schritte im Sinne einer Lösung diskutiert werden, vermisst Keßler eine eindeutige Aussage zum Hofgut.

Besitzverhältnisse des Hofguts im Dunkeln

„Wir wissen bis heute nicht, in wessen Eigentum sich das Hofgut befindet, um zu prüfen, ob es überhaupt Sinn macht, unser Projekt weiterzuverfolgen. Auf offiziellem Weg konnte oder wollte uns bis heute niemand verbindlich Auskunft geben“, ärgert sich der Vereinsvorsitzende über die Umgehensweise. Das vehemente Schweigen mache stutzig, findet Keßler und betont: „Es passt jedoch in das Gebaren der Stadt, wie ich es in den vergangenen 20 Jahren Campus-Kampf kennengelernt habe.“

Notfalls den Rechtsweg einschlagen

„Es muss etwas passieren, gerade stehen wieder die Bewerbungen für die neuen Klassen an. Wir möchten mit diesem Projekt weiterkommen und damit die Zukunft der Spezialklassen und des Chores sichern. Zudem ließe sich das Internat für Schüler anderer Schulen und junge Sportler öffnen und als Gästehaus der Stadt nutzen“, erklärt Katharina Trautmann. Bei einem Umbau des Gebäudes will der Förderverein die rund 70 Fenster bezahlen, darüber sei man sich schon jetzt einig.

René Keßler und Katharina Trautmann kündigen an, für eine verbindliche Auskunft zum Hofgut sich den Rechtsweg vorzubehalten.

Diese Redaktion bleibt am Thema dran.

TLZ Lokal Gera/ 10.02.2024/ Christiane Kneisel