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Foto: © Yannick Albert

Einige Schüler werden auf ihrem Schulweg sicherlich schon einmal einen Stolperstein bemerkt haben, welcher sich vor dem Eingang „Mädchen“ vor dem Haus 1 befindet. Der dem ehemaligen Lehrer Dr. Walter Spiegel gewidmete Stein wurde am 27. November 2019 gegen 15:30 Uhr eingesetzt. Dies war der Auftakt der jährlichen, insgesamt vierteiligen Stolpersteinsetzung. Ebenfalls anwesend war Bürgermeister Kurt Dannenberg, welcher eine Rede hielt und Blumen niederlegte.



Des Weiteren wurden Familiengedenksteine in der Huß-, Bauverein- und Berliner Straße verlegt.

Für all diejenigen, die sich unter dem Begriff „Stolperstein“ nichts vorstellen können: Stolpersteine sind kleine, goldfarbene, etwa 10x10x10cm große Steine, welche mit einer Gesamtsumme von ca. 14 000 Stück europaweit verlegt worden sind. In den Steinen sind Namen von Opfern des Nationalsozialismus eingraviert. Die Steine werden an ganz bestimmten Orten verlegt, an welchen die Opfer wohnten oder arbeiteten. Somit bieten sie einen sehr regionalen Einblick in das Leben der Opfer der NS-Ideologie. Gründer dieses Kunstprojekts ist der gebürtige Berliner Gunter Demnig. Eine kleine Besonderheit ist, dass er den Großteil aller Stolpersteine selbst verlegt.



Walter Spiegel wurde am 16. Dezember 1887 in Berlin geboren, interessierte sich schon frühzeitig für die evangelische Religionslehre und studierte evangelische Theologie an verschiedenen Universitäten. Nach einigen Jahren als Lehrer in Eutin und Gotha zog Spiegel 1932 mit seiner Frau nach Gera und unterrichtete an der damaligen Geraer Mittelschule. Jedoch sollte er nicht allzu lange unterrichten; bereits 1933 wurde er durch die NS-Gesetze zum „Nicht-Arier“ gemacht. Infolge des sogenannten Berufsbeamtengesetzes vom April 1933 nach dessen „Arierparagraphen“ unter anderem alle „nicht arischen“ Beamten in den Ruhestand zu versetzen waren, wurde auch Walter Spiegel zum 01. Oktober 1933 aus dem Schuldienst entlassen. Da er sich selbst als deutscher Protestant verstand, ließ Spiegel im „Arierfragebogen“ zunächst die Angabe über seine Abstammung frei. Jedoch wurde er aufgrund der Denunziation eines Kollegen letztendlich entlassen. Alle weiteren Versuche Spiegels, sich gegen diese Maßnahmen zu wehren, blieben erfolglos. Laut Rassenideologie der Nationalsozialisten galt er als Jude.

Das kinderlose Ehepaar Spiegel sah für sich keine Zukunft mehr in Deutschland und so beantragte Walter Spiegel am 27. Oktober 1938 die Genehmigung zur Verlegung des Wohnsitzes ins Ausland. Aufgrund der Geschehnisse der Progromnacht vom 09. auf den 10. November kam es jedoch nie dazu. Neben der Zerstörung der noch übriggebliebenen jüdischen Geschäfte und der Verwüstung der Synagoge in Gera wurden auch alle männlichen Juden, darunter auch Walter Spiegel, verhaftet und ins Konzentrationslager Buchenwald deportiert. Er kehrte erst nach einigen Wochen Haft krank aus dem KZ zurück. Aufgrund der Aussichtslosigkeit der Situation flüchteten sie in die USA. Sie lagerten ihr Umzugsgut bei der Firma Röhling & Co. in Bremen zur Verschiffung ab, allerdings kam es nie in Ohio an, sondern wurde wahrscheinlich auf einer von zahlreichen Versteigerungen sogenannten „jüdischen Umzugsgutes“ meistbietend an „arische Volksgenossen“ abgegeben. 1940 leitete die Gestapo Weimar seine Ausbürgerung ein, sein Doktortitel wurde ihm aberkannt. Er unterrichtete am Quincy College in Quincy Illinois Musik und verstarb im Alter von 68 Jahren während einer Europareise in Spanien 1956.

Von Yannick Albert





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