In Gera das Rüstzeug geholt für die internationale Karriere


Daniel Beilschmidt hat sich als Organist einen Namen gemacht in Leipzig, Altenburg und in vielen Metropolen der Welt. Das Gymnasium Rutheneum legte einst den Grundstein

Pressefoto
Organist Daniel Beilschmidt an der Trost-Orgel in Altenburg. (Foto: Christiane Kneisel)

Vor allem Musikliebhabern und Orgelfreunden ist Daniel Beilschmidt kein Unbekannter. Seit 2009 ist er als Organist der Universitätskirche in Leipzig tätig. „Anfangs spielte ich noch in der Nikolaikirche, wo die Universitätsgottesdienste - nach der Sprengung der Kirche 1968 - untergekommen waren. 2017 wurde das Paulinum - Aula und Universitätskirche St. Pauli am Augustusplatz eingeweiht. Seitdem spiele ich dort“, erzählt der auch international bekannte 45-Jährige.

Daniel Beilschmidts Grundstock für seine musikalische Laufbahn wurde einst in Gera gelegt. Genauer gesagt, am Gymnasium Rutheneum. Gebürtig aus einem kleinen Dorf bei Schleiz besuchte der Schüler ab der 9. Klasse die Musikspezialklasse in Gera. „Ich begann relativ spät mit Klavierunterricht, aber war sofort begeistert. Irgendwann hörte ich von den Spezialklassen für Musik“, erzählt er. Auch an den dortigen Start erinnert er sich: „Auf der Fahrt zur Aufnahmeprüfung war ich extrem nervös“, meint er schmunzelnd. Musik zu leben, ständig im Austausch mit Lehrern und Freunden darüber zu sein, das war für ihn in dieser Zeit das Wichtigste. Musiklehrer und Theaterorganist Sieghard Zitzmann sagte über seinen einstigen Schützling: „Als sich Daniel für die Musikklasse bewarb, wusste er im Grunde genommen nicht, was auf ihn zukommt. Als Schüler lernte er dann schnell und beherrschte spezielle Spieltechniken an der Orgel im Handumdrehen.“ Aber dass er solch eine Erfolgsgeschichte schreibt, habe ich nie gedacht“, so Zitzmann und zieht respektvoll den Hut vor Daniel Beilschmidts großem Pensum, angefangen von der Lehrtätigkeit bis hin zu internationalen Konzerten. Noch heute pflegen beide regen Kontakt miteinander.

Lieblingsinstrument Trost-Orgel

Nach dem Abitur studierte Daniel Beilschmidt Orgel mit Konzertexamen bei namhaften Professoren in Leipzig, Kopenhagen und Weimar. Seit 2015 unterrichtet er selbst an der Hochschule für Musik und Theater „Felix Mendelssohn Bartholdy“ in Leipzig. Er gibt mehr als 20 Stunden pro Woche Unterricht in Orgelspiel, Orgelimprovisation und -methodik. Glücklich ist Daniel Beilschmidt über eine weitere Tätigkeit, die er seit 2021 erfolgreich ausübt: Er ist Schlossorganist der berühmten Trost-Orgel in Altenburg. „Diese Orgel ist mein absolutes Lieblingsinstrument. Sie hat einen sehr warmen, grundtiefen Klang, noch dazu mit genügend Bassfrequenzen. Bei Trost kommen unglaubliche Unterscheidungen hinzu, an verschiedenen Klangfarben und unzählige Möglichkeiten zur Variation.

„Insofern war Trost seiner Zeit weit voraus und ein Avantgardist, der die Epoche der Empfindsamkeit und sogar der Romantik vorwegnahm“, schwärmt er und wird emotional: „Im sozusagen letzten Zipfel Thüringens findet sich in der Schlosskirche eine der bedeutendsten thüringischen Barockorgeln. Und diese Orgel bietet genau die Klangfarbe, mit der Bach seit seiner Kindheit in Berührung kam und die sehr prägend für ihn war.“

In Altenburg präsentiert Daniel Beilschmidt die Orgel im Rahmen von Führungen, organisiert eine Konzertreihe im Sommerhalbjahr und veranstaltet jährlich die von Felix Friedrich gegründete Thüringische Orgelakademie mit internationalen Teilnehmern. Außerdem hat er eine Junior-Orgelakademie für Kinder und Jugendliche eingerichtet, die 2023 ihre Premiere hatte.

Konzerte führten den Organisten zudem durch Europa und in die Welt: nach Mexiko, Argentinien, Australien und in die USA. Er ist auch als Improvisator von Liturgie über historische Improvisation, Neue Musik, Tanztheater, Free Jazz, Elektroakustik aktiv.

Altenburg war ein Glücksgriff

Der dreifache Familienvater fühlt sich beruflich angekommen. Sowohl mit seiner Tätigkeit in Leipzig als auch mit seinem Amt in Altenburg. „Natürlich schaut man immer mal nach reizvollen Angeboten. Aber letztlich erwies sich Altenburg als Glücksgriff.“ Ich bin so froh, dass ich dieses große, schöne Erbe von Felix Friedrich antreten konnte, und mit dieser Orgel bleiben keine Wünsche offen. Das reicht bis zu einem starken, internationalen Austausch. Viele Organisten und Orgelklassen wollen dieses Instrument kennenlernen und studieren“, ist Daniel Beilschmidt glücklich.

TLZ/ 09.02.24 Christiane Kneisel