Der Konzertchor in New York: Tag 3


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New York bei Nacht (Foto: Felix Lorber)
Tag 3. Die Spiele beginnen. Andere Chöre. Highlight-Sightseeing.
Sollte es einem in New York tatsächlich langweilig werden, dann ist man wohl für den Rest seines Lebens verloren. Und uns als Besuchern kann es erst recht nicht langweilig werden. Auch an Tag 3 erscheinen vierundzwanzig Stunden New York wie ein wochenlanger Ausflug in eine erotisierende Dekadenz. Doch die freien Stunden werden immer spärlicher. Ein erstes Konzert ruft uns aus einer traumwandlerischen Kaffeedunst-Atmosphäre. Listen to each other ist das Motto in der unglaublich kunstvollen katholischen Church of St. Paul the Apostle. Die Konkurrenz präsentiert sich nicht nur stimmlich stark, sondern besonders markant entspannt. Eine Fähigkeit, die nach mehreren Tagen Volldröhnung Manhattan hoch zu bewerten ist. Und nützlich. Ein spannender interkultureller Vergleich vollzieht sich. Esten, Kalifornier, Deutsche. Eine impulsive Mischung, die man wohl selten so geboten bekommt. Insofern steigt auch in New York die Spannung auf morgen, während die Carnegie Hall immer weniger Plätze für das große Konzert des New York Choral Festival anbieten kann. Mehr als ein gepflegtes Warm-up ist das erste Aufeinandertreffen der Chöre heute aber nicht.
Anders kommt dann schon eine bewusst gestreute Vermischung der Kulturen daher. Cruising along the Hudson River. Mit Dinner, Musik und unglaublichen Ausblicken. Plötzlich werden Kontakte geknüpft und auf der Tanzfläche gibt es keine Nationalitäten mehr. Der Ausblick auf eine New Yorker Skyline vom Wasser aus ist genauso schön wie unwirklich. Sowieso die prägenden Attribute dieser Stadt. Am frappierendsten mutet der groteske Wechsel von Disco-Bass-Beats auf die National Anthem und amerikanische Schmalzsongs an, sobald das Boot die Freiheitsstatue passiert. Unglaublich; und alle liegen sich in den Armen, windend, suchend nach dem besten Foto-Modell. Während die Stimmung wieder in Gang kommt, behalten die Amerikaner auch auf dem Dancefloor die Oberhand. Aber wirkt dies niemals überheblich oder extravagant. Einfach nur sympathisch locker. Und das bietet dieser Kulturenaustausch nämlich auch- eine Vereinigung leichter erlernt als in jedem Seminar. Vermittelt durch Musik, Freiheit und Nikotin. Am morgigen Abend sind wir dann aber alle Konkurrenten. Wir müssen.
New York- Du verstehst es nicht nur fabelhaft zu feiern, nein, Du schaffst es auch innerhalb von Sekunden unnütze Blockaden einzureißen! Dein wichtigster Assistent ist die Musik.