Zweite Schicht am Sonntagabend für 17-Jährige aus Gera


Warum junge Leute unter 18 das Wählen für wichtig halten und sie sogar ehrenamtlich im Wahlvorstand mitarbeiten

Pressefoto
Ella Wiesner ist mit ihren noch 17 Jahren nicht nur Erstwählerin zu den Kommunalwahlen in Gera, sondern arbeitet ehrenamtlich als stellvertretende Schriftführerin auch im Wahllokal 59 in der Pfortener Grundschule in Gera mit. (Foto: Muntenau)

Mittag 12.30 Uhr ist für Ella Wiesner am Wahlsonntag erst einmal Feierabend gewesen nach der ersten Schicht als Wahlhelferin im Wahllokal 59 in der Pfortener Grundschule in Gera. Dort arbeitet die Schülerin vom Gymnasium Rutheneum ehrenamtlich mit als stellvertretende Schriftführerin. Erstmals. Und erstmal hat die Gymnasiastin, die erst im Juni 18 Jahre alt wird, auch wählen können. „Die Chance vor Ort habe ich gleich genutzt“, sagt Ella Wiesener nach dem Schichtwechsel.

Neues Recht für Jugendliche

Dass junge Leute ab 16 jetzt erstmals mitbestimmen können, wer Oberbürgermeister, Stadtrat, Ortsteilbürgermeister und Ortsteilratsmitglied in der Stadt werden, hält die 17-Jährige für gut und wichtig. „Ein neues Recht für junge Leute, das genutzt werden sollte“, meint sie. „Zumindest in meinem großen Freundeskreis wird Politik diskutiert“, berichtet die Gymnasiastin. Und viele wollten auch wählen gehen und ihr Recht auf demokratische Mitbestimmung wahrnehmen. Das politische Interesse für Themen, die in der Gesellschaft aktuell sind, sei da, auch wenn man keiner Partei angehöre. Ihr persönlich liegt der Umweltschutz ganz besonders am Herzen. Am Rutheneum engagiert sie sich in einer entsprechenden Arbeitsgemeinschaft.

„Vorbereitung ist alles“

Auf die Kommunalwahl hatte sich Ella Wiesner intensiv vorbereitet. „Ich hab‘ die Wahlprogramme aller Kandidaten gelesen“, sagt sie. Das Angebot an Bewerber in diesem Superwahljahr sei groß, „die ganze Stadt hängt voller Plakate und man fragt sich, wenn soll man wählen“. Auch die Umbrüche in der Gesellschaft würden an den Jugendlichen nicht vorbeigehen. Mit Blick auf die Inhalte der Programme sei ihr die Entscheidung jedoch nicht schwer gefallen. „Vorbereitung ist alles“, stellt die 17-Jährige kurz und knapp fest.

Zur Stimmauszählung am Abend dabei

Die noch nicht ganz volljährige Gymnasiastin nutzt nicht nur ihr neues Wahlrecht ab 16, sondern engagiert sich auch gleich noch als Wahlhelferin. „Ein Freund, der sich als Wahlhelfer gemeldet hatte, hat mich gefragt, ob ich mitmachen will.“ Sie hat Ja gesagt, zumal in den Wochen vor den Kommunalwahlen noch hunderte Wahlhelfer gesucht wurden. „Als Neuling habe ich eine gute Einweisung dafür bekommen“, berichtet Ella Wiesner. Im Internet habe man zudem die Schulungsunterlagen einsehen können. Ihr Aufgabe sei es am Sonntagvormittag gewesen, die Wahlbrechtigungen zu prüfen. „Ich bin in einem netten Wahlteam und bei Fragen konnte ich den Wahlvorsteher fragen.“

Zur Europawahl wieder im Einsatz<7b>

Mit dem Schichtwechsel am Mittag ist für die 17-Jährige der Wahltag noch nicht zuende. „Wenn das Wahllokal um 18 Uhr schließt, bin ich wieder dort zur Stimmauszählung.“ Ihren nächsten Einsatz als freiwillige Wahlhelferin hat Ella Wiesner am 9. Juni, zur Europawahl und zu den möglichen Stichwahlen in Gera. Dann im Wahlbezirk 64, weiß sie bereits.