Jena-Gera-Taipeh: Falk Bonitz über seine Karriere und die Magie des Anfangs
Sein musikalisches Rüstzeug holte sich der Jazzpianist am Gymnasium Rutheneum
Bei Jazz hätte er niemals an Taiwan gedacht, gibt Falk Bonitz zu. Eher sei Japan für seine Jazzszene bekannt - mit berühmten Künstlern und dem Blue Note Tokyo Club beispielsweise. Ausgerechnet jedoch im kleinen ostasiatischen Inselstaat Taiwan startet Falk Bonitz mit einer Karriere als freischaffender Jazzmusiker durch.
Geboren in Jena, erhielt er sein musikalisches Rüstzeug am Gymnasium Rutheneum seit 1608 in Gera. Nach dem Abitur und einem Klavier-Studium in Rostock, forciert Falk Bonitz seine Karriere als Jazzpianist, lebt 13 Jahre in Berlin und gründet dort ein eigenes Trio. Mit Auftritten in Clubs und im Ausland macht er sich einen Namen. Glückliche Umstände führen ihn dann nach Taiwan.
Pandemie durchkreuzt die Pläne
2019 tritt er mit koreanischen Musikern auf, erhält das Angebot für eine Anstellung an der koreanischen Hochschule und zugleich die Chance für Konzerte. Zwei Monate lebt Falk Bonitz in Korea, dann kommt die Pandemie. „Ähnlich wie bei anderen Leuten wirbelte sie auch meine Pläne durcheinander“, erinnert er sich. Bonitz besinnt sich schnell auf seine Kontakte in Taiwan, reist schließlich dorthin und merkt, wie interessant dieses Land ist. Er stürzt sich in die dortige Musikszene - mit Erfolg. „Schnell bekam ich Anschluss“, erzählt er. Er tritt in vielen Formationen auf, unterrichtet Klavier. Er gründet sein eigenes Trio. Bereits ein Jahr nach Start gastiert „The Great Game“ auf dem Taipeh Jazz Festival, eines der größten in Taiwan. Mehrfach spielt es mit einem taiwanischen Popstar in der Taipei Arena vor 10.000 Leuten. „Da hatte ich unwahrscheinliches Glück“, meint er. Dieser Erfolg, noch dazu auf einer relativ kleinen Insel, sei absolut überraschend für ihn gewesen.
Mittlerweile hat Falk Bonitz dort sein Lebensglück gefunden, fühlt sich ausgesprochen wohl in Asien. Das Leben und Arbeiten, die Natur, Kultur und Lebensqualität fasziniere ihn dermaßen, dass er vorerst gar nicht daran denke, wieder zurückzukehren, gesteht der 44-Jährige. Zugleich versichert er: „In der selbstständigen Musikszene muss man versuchen, viel Aufmerksamkeit und Interesse zu wecken, von Plattenfirmen, von Clubs, von Festivals.“ Im Vergleich zu den 1990er Jahren habe sich die Musikszene enorm gewandelt. „Heutzutage ist es einfach, überall in der Welt gehört zu werden, denn es existieren dafür so viele Kanäle. Damit verliert diese Aufmerksamkeit zugleich aber an Wert. Denn daraus Nutzen zu ziehen, ist schwerer geworden“, erklärt der Vollblutmusiker. Ziel seien stets qualitativ hochwertige Auftritte, idealerweise mit einem interessierten Publikum.
Rückblickend auf seine musikalischen Anfänge resümiert er: „Die Schulzeit in Gera habe ich sehr genossen. In der Musikspezialklasse des Gymnasiums war es eine wunderbare Zeit, auch mit den Mitschülern.“ Erst bei seinem jüngsten Besuch in Deutschland habe er sich mit ehemaligen Klassenkameraden getroffen und mit ihnen in Erinnerungen geschwelgt.
An seiner Schule, aus der ursprünglich vor allem künftige Musiklehrer hervorgehen sollten, hätte man sich anfangs mit einer eventuellen Musikerkarriere schwergetan, reflektiert Bonitz. Noch heute wertet er es als „Riesenglück“, als Christian K. Frank an die Einrichtung kam und den Chor übernahm. „Mit seiner Ausbildung und seinem Talent hat Christian Frank vor allem das internationale Level gebracht und auf diese Weise der Schule einen sehr starken Impuls gegeben“, findet der Musiker.
Für ihn sei das damals sozusagen der Identifikationspunkt mit international relevanter Musik gewesen. Und: „Gerade in den 90ern waren die Spezialklassen sehr besonders und mit einer Magie des Anfangs verbunden, manchmal auch mit einer gewissen Unordnung“, denkt er zurück.
Den anhaltenden Erfolg in Taiwan führt der Künstler derweil auch ein wenig auf seine Exotik als Europäer zurück. „In einem Club ist man weniger alltäglich als ein einheimischer Musiker“. Jenen Nachteil hätte er in der Szene in Berlin erfahren, jetzt im Ausland profitiere er eben davon.
Menschlichkeit ist Trumpf
Ganz ausschließen will er die Rückkehr nach Deutschland dennoch nicht. „Vielleicht irgendwann und vorausgesetzt, dass ich ein attraktives Angebot bekomme“, urteilt Falk Bonitz. Dieses sollte dann aber seine gewonnene, persönlich sehr hohe Lebensqualität in Taiwan sozusagen an Attraktivität übertrumpfen. „Die Taiwaner legen einen größeren Wert auf Menschlichkeit und Zusammenhalt.“ Vieles drehe sich dort um den Menschen - und das sei durchaus ernst gemeint. Ein Beispiel: die Pünktlichkeit. „In Deutschland pünktlich sein, heißt vor allem: man handelt korrekt. In Asien ist man aus Respekt vor der anderen Person pünktlich“, erzählt Falk Bonitz.
Mehr zu Falk Bonitz:
www.instagram.com/falkbonitz/
https://www.youtube.com/watch?v=ZL3imWzIQjg
TLZ, Christiane Kneisel