Gurre-Lieder-Projekt kommt zur Aufführung


Bericht aus der Allgemeinen Deutschen Zeitung für Rumänien

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Der Hermannstädter Gabriel Bebeșelea dirigiert in Gera die letzten Proben zu den „Gurre Liedern“ und blickt dabei in über 350 Musiker-Gesichter. Foto: Ronny Ristok/Theater Altenburg Gera

Temeswar (ADZ) - Als deutsch-rumänisches Gemeinschaftsprojekt in der Kulturhauptstadt Europas 2023 erklingen kommende Woche die Mammutkonzerte Gurre-Lieder von Arnold Schönberg in Temeswar und Gera. Es ist eins der ambitioniertesten Glanzvorhaben, das die Bundesrepublik Deutschland in einer Reihe von kulturellen Veranstaltungen im Rahmen des Temeswarer Kulturhauptstadtjahrs 2023 unterstützt. Das musikalische Großwerk wird mit mehr als 367.000 Euro über die Bundesbeauftragte für Kultur und Medien sowie mit 320.000 Euro von der Stadt Temeswar im Rahmen des offiziellen Programms „Timisoara 2023 - Europäische Kulturhauptstadt“ gefördert. Die Open-Air-Konzerte geben Musikerinnen und Musiker aus Deutschland und Rumänien im Temeswarer Rosengarten (Parcul Rozelor) am Donnerstag, dem 28. und Freitag, dem 29. September jeweils um 19 Uhr. Der Eintritt ist frei. Bei den Konzerten in Gera und in Temeswar wirken jeweils rund 350 Beteiligte mit: Das Philharmonische Orchester Altenburg Gera und die Banatul-Philharmonie werden verstärkt vom Chor der Rumänischen Nationaloper Temeswar, dem Konzertchor Rutheneum aus Gera sowie dem Chor des Ion-Vidu-Musik-Gymnasiums. Als Solisten treten auf Roy Cornelius Smith, Michaela Kaune, Ruxandra Donose, Cosmin Ifrim, Bogdan Baciu und, als Sprecher, Johannes Schwärsky. Die musikalische Leitung hat der aus Hermannstadt stammende Gabriel Bebeșelea inne, der mit dem Konzert am 29. September auch seinen 36. Geburtstag feiert. Er ist in diesem Jahr Conductor-in-Residence an der Banatul-Philharmonie.

Nach den Worten von Ovidiu Andriș, dem Leiter der Staatsphilharmonie „Banatul“ und maßgeblichen Gestalter dieses Projekts „ist es sehr wichtig, dass sich eine Gemeinschaft rund um die Musik bildet und dass man diese Verbundenheit innerhalb unserer Institution spürt“. Botschafter Dr. Peer Gebauer kündigt zudem den Besuch der Vizepräsidentin des Deutschen Bundestags, Katrin Göring-Eckardt, als Ehrengast in Temeswar an und fügt hinzu: „Ich bin davon überzeugt, dass der Kulturaustausch zwischen den beiden Partnerstädten Gera und Temeswar durch dieses Projekt weiter vertieft wurde und alle Mitwirkenden durch die gemeinsame Vorbereitung noch enger zusammengewachsen sind. Das ist gelebter Kulturaustausch in Europa.“ Laut Konsulin der Bundesrepublik Deutschland in Temeswar, Regina Lochner könne der Rahmen für die Aufführungen in Temeswar schöner nicht sein: beide Konzerte werden im Rosengarten stattfinden, wo alle Mitwirkenden und Zuhörer die Magie der Musik Schönbergs unter freiem Himmel auf sich wirken lassen können.“

Im Kultur- und Kongresszentrum Gera ist das Konzert bereits an diesem Wochenende, Freitag und Samstag, jeweils ab 19 Uhr zu hören. Das Theater Altenburg Gera schreibt dazu: „Liebe, Mord aus Eifersucht, Aufbegehren gegen das Schicksal, Versöhnung mit den Mitmenschen und mit der Natur – diese Motive verwebt Arnold Schönberg mal liedhaft-zart, mal überwältigend klanggewaltig zum Konzertstück mit der größten Besetzung der gesamten Orchesterliteratur: Den Gurre-Liedern. Dank der Bündelung der Kräfte zweier Partnerstädte sind die Gurre-Lieder erstmals in Gera und in Temeswar (Rumänien) zu erleben. Gabriel Bebe{elea, Shooting-Star der europäischen Dirigentenszene, wird erwartet.“

Laut Pressemitteilung der Deutschen Botschaft Bukarest stamme die Textdichtung zu den Gurre-Liedern von dem dänischen Schriftsteller Jens Peter Jacobsen und wurde von Robert Franz Arnold ins Deutsche übersetzt. Der Titel Gurre-Lieder bezieht sich auf das Schloss Gurre, eine Burgruine in Nord-Seeland in Dänemark. Es ist der Ort der mittelalterlichen Liebestragödie in Jacobsens Gedichten rund um die dänische Legende von König Valdemar Atterdags Liebe zu seiner Geliebten Tove und ihre Ermordung, die durch seine Königin Helvig durchgeführt wurde. Das Zitat in der Überschrift („…läßt von lichter Stirne fliegen Strahlenlockenpracht“) ist die letzte Zeile des Textes und gibt etwas wieder vom flirrenden, fast eklektizistischen Charakter der Dichtung. Das Werk steht in der Konzertliteratur wahrlich einzig da – aufgrund der monumentalen Konzeption, der hoch differenzierten Ausführung gesangssolistischer Teile und dem überwältigenden Chorfinale mit mehreren hundert Mitwirkenden.