Eingetaucht in eine andere Welt
Praktikum in Afrika. Kinder brauchen Vertrauen und eine Schulter zum Anlehnen
Sie lächelt und überlegt. „Ich fühle mich schwitzig. Es ist heiß“, sagt Joana Czekalla im Videoanruf am Sonnabendabend. Sie sitzt in ihrem Zimmer in Kinshasa, der Hauptstadt der Demokratischen Republik Kongo. „Das werde ich wohl bei meiner Rückkehr allen als erstes sagen, wenn sie mich fragen, wie es war.“
Seit dem 10. Februar dieses Jahres ist Kinshasa ihr Zuhause, ihre Arbeits- und Lebensstätte. Bis Juli absolviert die junge Geraerin im afrikanischen Land ein Praktikum unter anderem im Schulzentrum in Maluku oder dem Waisenhaus in Kisenso – Projekten des Vereins Hilfe für Menschen im Kongo.
„Die Durchschnittstemperatur liegt bei 30 Grad Celsius. In den vergangenen Wochen hatten wir 33 Grad Celsius. Doch uns wurde gesagt, dass es mit der Trockenzeit, die am 15. Mai begonnen hat, wieder kälter wird. Dann werden es nur noch 27 Grad Celsius.“ Joana muss lachen.
Gefragt, wie sie ihre Ankunft in Kinshasa beschreiben würde, sagt die 21-Jährige: „Es ist eine andere Welt. Es war wie ein Kulturschock. Aber auch hier gibt es Dinge wie ein Zuhause oder Familie“, versucht Joana Czekalla in Worte zu fassen, was sie empfindet.
„Die Straßenverhältnisse und der Verkehr sind chaotisch. Nichts für einen typischen Deutschen, der sein Fahrzeug hegt und pflegt. Bei jeder Fahrt sorge ich mich um meine Sicherheit. Es ist wie eine Apokalypse in der Stadt mit rund 17 Millionen Einwohnern. Die öffentlichen Verkehrsmittel sind gelbe Dreiräder oder Transporter mit Holzpritschen ohne jeden Halt. Und die Fahrweise lässt mir stets das Blut in den Adern gefrieren.“
Die Anfangszeit beschreibt die junge Frau als schwierig, vor allem die Sprachbarriere. „Es dauerte eine ganze Weile, bis ich mich überwand, zu sprechen. Aber jetzt kann ich schon Witze reisen, wenn ich gefragt werde, ob ich heiraten wolle. Ich lerne täglich viel hinzu.“
In Kinshasa wohnt Czekalla mit zwei weiteren Praktikantinnen zusammen. Einfach mal das Haus am Abend verlassen, gibt es nicht. Wir bleiben immer zusammen, sind vorsichtig. Nur in Begleitung vom Verein sind die jungen Frauen unterwegs. „Als weiße Frau ist man ein Exot. Man fühlt sich wie auf einem Präsentierteller, wie im Zoo. Es ist nicht ganz einfach. Die Zahl weißer Menschen in Kinshasa kann man fast an zwei Händen abzählen.“
Die meiste Zeit verbringt Joana Czekalla im Waisenhaus in Kisenso, wo sie etwa 20 Kinder betreut. Am liebsten spielen sie das Kartenspiel Uno. Aber auch Bewegungsspiele und Malen stehen auf dem Programm. Bei manchen Kindern brauche es viel Geduld. Sie sprechen wenig und können kaum rechnen und lesen. „Ich bin ja auch keine ausgebildete Pädagogin. Ich trainiere mit ihnen vor allem die Feinmotorik.“
Hinter die einzelnen Schicksale will die Geraerin nicht im Detail blicken. Sie weiß, dass tragische dabei sind. „Ich will vor allem die Kinder sehen und nicht ihr Schicksal. Ich möchte ihr Vertrauen gewinnen und sie umarmen, wenn sie es wollen.“