Regionalwettbewerb "Jugend musiziert" in Weimar
Erfolge unserer Musikschüler
Fünf Schüler aus den Klassen 9m bis 13 m der Spezialklassen für Musik trafen sich am Montag im Atrium ihrer Schule, jeweils mit einer Urkunde in der Hand, um stolz über ihre konzertanten Auftritte am Freitag und Samstag zum Regionalwettbewerb Thüringen Ost „Jugend musiziert“ in Weimar zu berichten. Fünf Schüler und auch fünf erste Preise mit vier Weiterdelegierungen zur nächsten Runde, dem Landeswettbewerb in Greiz, der vom 17.3. bis 19.3. 23 in der Vogtlandhalle stattfinden wird, eine stolze Bilanz.
Ole Lenzen (Klavier), Nelly Thimet, Antonella Kretschmer, Alice Mosor und Luisa Scholz sind die Glücklichen. Eine Jury aus drei bis fünf namhaften Gesangs- bzw. Klavierpädagogen hörte an diesem Wochenende viele Jugendliche Ostthüringens in den Räumen des Spezialgymnasiums Belvedere in Weimar an, dort wo sonst zumeist Studenten der Hochschule für Musik unterrichtet werden, in den gepflegten barocken Anlagen innerhalb des Schlossparkes.
25 Punkte sind bei solchen Wettbewerben die Höchstpunktzahl, die aber äußerst selten vergeben werden. Bis 22 Punkte gibt es einen ersten Preis, eine Weiterdelegierung erfolgt ab 23 Punkten. Die Leistungsdichte der Schüler, die jeweils auch noch in Alters- und damit Leistungsgruppen eingeteilt werden, ist hoch. Die Teilnehmer sind an sich schon alle hochbegabt und bringen einen starken Leistungswillen mit. Ole Lenzen, Schüler der Klasse 13m, der aus Aachen stammt und dort bis zur achten Klasse seine musikalische Grundausbildung genoss, sagt dazu: „Die Vorbereitung fängt mit der ersten Klavierstunde an, die man im Leben hat. Für mich war das vor 11 Jahren in Aachen, ansonsten circa ein halbes Jahr vor Beginn eines Auftrittes.“
Er macht einen für sein Alter schon sehr gefestigten und gesetzten Eindruck und hat nur noch wenige Monate bis zum Ablegen des Abiturs, weiß aber schon genau, in welche Richtung die Ausbildung weitergehen wird- ein Klavier- oder Dirigierstudium, auf jedem Fall etwas mit Musik, so berichtet Ole selbstbewusst. Dabei liegen dort die Anforderungen sehr hoch. Musikhochschulen verlassen sich nicht auf Urkunden oder Zertifikate. Es erfolgen immer Aufnahmeprüfungen mit Vorspielen oder einem Vorsingen, zumeist verbunden mit noch weiteren Überprüfungen in anderen musikalischen Bereichen.
Oft sind es mittlerweile 200 bis 300 Bewerber für nur wenige Studienplätze. Dasselbe Procedere beginnt dann noch einmal nach dem Absolvieren des Studiums auf Stellen in Theatern und Orchestern, oft hinter geschlossenen Vorhängen, damit die Jury nicht vom Äußeren der Bewerber beeinflusst wird.
All das ist den Jugendlichen vorher durchaus bewusst, erfahrene Lehrer wie Hisashi Fujiyama, der als einziger japanischer Gesangspädagoge an den Spezialklassen in Gera am Rutheneum seit 2004 unterrichtet, weiß sehr genau, wovon er berichtet, und weist seine Schüler und deren Eltern auch vorher darauf hin, nicht um sie zu verschrecken, sondern zu motivieren und zu testen, damit sie auch mental darauf vorbereitet sind.
Insgesamt wurden die fünf Schüler von vier Lehrern der Einrichtung unterrichtet und vorbereitet. „Ein großer Dank an unsere Gesangslehrer Herrn Fujiyama, Frau Böttcher, Frau Tancke und dem Klavierlehrer, Herrn Stielau“, so Luisa Scholz. „Natürlich auch an unsere Begleiter, Herrn Stielau, Herrn Frank und Frau Kunze.“
Herr Fujiyama berichtet auch durchaus kritisch über die Leistungen der Schüler, fast könnte man denken, sie hätten nicht bestanden. So ist es aber nicht. Für ihn zählt eine sachliche Bewertung bestimmter Gesangskriterien wie zum Beispiel Timbre, Register-und Vokalausgleich als Grundlage jeder guten gesangspädagogischen Ausbildung. Er schickt nur Schüler zum Wettbewerb, die nicht nur sehr gut sind, sondern auch mit diesen Prämissen etwas anfangen können und somit die geistige Reife besitzen. Neben viel Fleiß zählt für ihn natürlich eine gewisse anatomische Voraussetzung zur Grundlage des Weiterkommens. Zu seiner Schülerin Nelly Thimet sagt er: „In meiner beruflichen Laufbahn habe ich noch nie eine solche Fülle von Stimme erlebt.“ Nelly ist 21 Jahre, Schülerin der Klasse 13m, kam von der Regelschule in die Spezialklassen, also auf einem Umweg. Auf eigenem Wunsch hat sie ein Schuljahr wiederholt. Das hat sich offenbar gelohnt.
Nelly berichtet stolz: „In der Jury war mein erster Gesangslehrer, Herr Björn Werner. Das war schon ein Ansporn für mich.“ Dazu gehörte auch unter anderem Professor Siegfried Gohritz, langjähriger Hochschulprofessor für Gesang in Weimar. Nelly wird sich nach dem Ablegen des Abiturs an verschiedenen Hochschulen bewerben, so in Köln, Würzburg, Dresden, Salzburg und Berlin. Sie strebt ein klassisches Gesangsstudium an. Die Wettbewerbsteilnehmer waren sich einig, ihr Hobby zum Beruf machen zu wollen. Lediglich das Küken in der Runde, Alice Mosor, 10.Klasse, entgegnet: „Ich denke schon daran, später Musik weiterzumachen, Richtung Pop, Jazz oder Klassik. Ich denke aber auch über BWL nach. Da muss ich mich noch entscheiden.“
Auch Luisa Scholz denkt über Gesang mit pädagogischer Ausrichtung nach. Die Stadt Dresden hat es ihr angetan. „Ich war dort zum Tag der offenen Tür und durfte hospitieren. Daraufhin war ich von der Hochschule und der Stadt begeistert.“
Bis zum März, dem Landeswettbewerb in Greiz, gilt es noch viel zu trainieren, denn Erfolg kommt nicht von allein. Bis dahin alles Gute.
Text und Foto: Ralf Runge