Wenn der Konzertchor dem Gast applaudiert
Rainer Müller hat für seine Verdienste für die Geraer Musikspezialklassen das Bundesverdienstkreuz erhalten
Es war ein besonderer Kreis, der sich am Dienstag für Rainer Müller schloss. Mit dem Konzertchor des Rutheneums erklang zu seinen Ehren ein ausdrucksstarkes Ergebnis dessen, was er in Gera mitbegründete, 30 Jahre lang maßgeblich prägte und zum Aushängeschild für die Stadt entwickelte. Ab 1989 baute Müller an dem Geraer Gymnasium die von ihm konzipierten Musikspezialklassen auf, die er bis 2019 auch leitete und aus denen sich der ebenfalls 1989 gegründete und überregional erfolgreiche Konzertchor speist.
Ein Verdienstorden mit über drei Jahren Anlauf
Für dieses Lebenswerk wurde dem Bad Köstritzer am Montag in Erfurt das Bundesverdienstkreuz verliehen, was wiederum am Dienstag im Rutheneum mit einer Feierstunde zu seinen Ehren zelebriert wurde. Und dass, obwohl der 69-Jährige gar nicht so gern im Rampenlicht steht, lieber anderen die Bühne überlässt. Bescheidenheit, Verantwortungsbewusstsein und Verlässlichkeit, das seien Charakterzüge Müllers, die die Würdigung seines Tuns umso verdienter erscheinen lassen, wie es Schulleiterin Silva Wallstabe zum Ausdruck brachte.
Auch Katarina Trautmann vom Förderverein des Rutheneums, Geras Oberbürgermeister Julian Vonarb (parteilos) und die Kollegen Alexander Beer und Christian K. Frank, seit 1994 Leiter des Konzertchors, die er beide ans Rutheneum holte, erklärten ihre Freude über die Würdigung und ihren Stolz auf den Gewürdigten. Der Förderverein hatte die Würdigung schon 2019 initiiert, zur Verabschiedung Müllers, jedoch damals schon erfahren, dass dies 3,5 Jahre dauern kann.
Rainer Müller, in Greiz geboren und in Zeulenroda aufgewachsen, studierte in Berlin Schulmusik und Deutsch und begann mit dieser Fächerkombination 1976 an der 23. Polytechnischen Oberschule in Lusan. 1988 sei er von der Volksbildung gefragt worden, ob er sich zutraue, Musikspezialklassen in Gera aufzubauen, wie es sie in anderen Städten schon gab. „Ich bin ein halbes Jahr durch die DDR gereist und habe mir bestehende Klassen angeschaut. Dann habe ich meine Konzeption erarbeitet und die durften wir dann umsetzen.“
Doch nur wenige Monate später schien alles bereits wieder Geschichte. Es war November 1989. Durch die Wende wurden viele Karten neu gemischt. „Wir haben uns aber entschieden, das zunächst als Modell weiterzuführen“, erinnert sich Müller. Bis aus dem Modell nur wenige Jahre später eine dauerhafte Spezialklassenausbildung wurde – ein Meilenstein, dem viele weitere folgten. 1995 in Budapest das erste von vielen Golddiplomen für den Konzertchor, oder die Einführung des 13. Schuljahres für die Musikklassen, die laut Müller zu einem „Qualitätssprung“ geführt hat.
Immer ein offenes Ohr und eine offene Tür für die Schüler
Bei Rainer Müller liefen alle organisatorischen Fäden zusammen, sagte Silva Wallstabe. Gleichzeitig unterrichtete er selbst, war engagiert in der Förderung des Nachwuchses und hatte immer ein offenes Ohr und eine offene Tür. Er war Lehrer mit Leib und Seele. Und ist es noch, denn obwohl Müller 2019 in den verdienten Ruhestand verabschiedet wurde, kehrte er im Januar 2020 zurück und half, Löcher im Stundenplan zu stopfen. Er übernahm Grundkursunterricht in den Klassen 11 und 12. Im Sommer 2023, mit 70 Jahren, soll dann aber wirklich Schluss sein, sagt er.
Müller dankte Wegbegleitern aus Kollegium und Schulleitung – hier auch dem langjährigen Schulleiter und ebenfalls Bundesverdienstkreuzträger Joachim Hensel –, der Schul- und Stadtverwaltung sowie den Eltern. Was 1989 als zartes Pflänzlein begann, ist heute ein Juwel, das ständig gepflegt werden muss. Auch René Keßler vom Förderverein erinnert die Schule ebenso wie die Stadt an die Verantwortung, dieses Aushängeschild zu erhalten, zu pflegen und auszubauen.
Rainer Müller hat das Seine dazu beigetragen und er sagte: „Es war mir eine Ehre.“