Auszug aus der Schule am Geraer Nicolaiberg


In Gera endet damit ein 157-jähriges Kapitel Schulgeschichte. Die Fortsetzung ist unbekannt.

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Schulleiterin Silva Wallstabe freut sich auf die Vereinigung der beiden Schulteile auf den Campus Rutheneum.

Die alte Mittelschule am Nicolaiberg 6, eingeweiht 1864, wird leer geräumt. „Mädchen“ steht über dem Eingang, durch den Mitarbeiter der Geraer Firma Göpfarth als Subunternehmer für Hansetrans Leipzig Möbel und Kartons asten. „Es sind nicht die angekündigten 200. Wer weiß, ob 500 reichen werden. Aber das ist immer so“, sagt Björn Göpfarth, der mit vier Männern seit Donnerstag ausräumt.

„Gepackt haben wir schon seit Beginn des Schuljahres“, erzählt Schulleiterin Silva Wallstabe. Immer dann, wenn ein Physikexperiment abgeschlossen war, hätten beispielsweise Fachlehrer die Utensilien verstaut. Während der Coronazeit wanderten Bücher und Unterlagen in Kartons und letztlich Anfang dieser Woche. „Wir haben die Urlaubszeit so geplant, dass in der ersten und der fünften Ferienwoche jeweils eine Hälfte des Kollegiums beim Ein- und dann beim Auspacken helfen kann“, sagt die 58-Jährige.

Am Ende werden es wohl vier Umzüge, vermutet Silva Wallstabe, die 2005 das Lichtenberggymnasium in der Enzianstraße mit ausräumen half. Anfang August gehen die neueren Möbel auf die Reise ins Reußische Regierungsgebäude in der Burgstraße. Dann werden Möbel ins städtische Lager gebracht und letztlich wohl auch ein Teil verschrottet.

Was aus der alten Schule wird, in der bis vorige Woche Klassenstufen 5 bis 10 des Goethegymnasiums/Rutheneum seit 1608 unterrichtetet wurden, weiß die Stadt noch nicht, wie sie auf Nachfrage am Freitag erklärt. Eine Anfrage dazu im Bildungsausschuss Anfang des Jahres wurde abgebügelt. „Ich bin traurig, dass sie so gar keine Verwendung finden soll“, sagt die Schulleiterin. „Was die Schule so charmant macht, ist ihr Schulhof mit den alten Kastanien. Dort haben wir ein tolles Abschiedsfest gefeiert“, erzählt sie.

Nächsten Montag wird der erste Umzug voraussichtlich abgeschlossen. Dann hat die Schule schon ihren neuen Namen. Ab 1. August heißt sie Rutheneum seit 1608.

Text: Sylvia Eigenrauch | OTZ | 30.07.2021
Foto: Peter Michaelis