Schattige Terrassen werden zum Verweilen einladen


Rundgang über den künftigen Campus Rutheneum im Zentrum der Stadt

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Polier Andreas Lang (links) und Ralf Gündel von der Firma Fachcenter Garten und STL-Bau GmbH Heinsdorfergrund rücken ein 1,5 Tonnen schweres Element zurecht. Ilona Berger Ilona Berger / Gera, TZ

Von Ilona Berger

Gera. „Hier kommen bestimmt drei Solarfelder hin“, ist sich Peter Beier sicher. Täglich läuft er die gleiche Runde, weil er vom Stadtgraben aus, die Fortschritte auf der Riesenbaustelle Campus beobachten kann. „Geht ziemlich flott voran“, urteilt der 80-Jährige. Die Bastion, in der Mitte steht, die Zierkirsche, nimmt Gestalt an. 45 Meter wird die Umrandung aus Naturstein sein und fügt sich so in das Bild der Stadtmauer. Heute brauchen die zwei Männer der Firma Fachcenter Garten und STL-Bau GmbH Heinsdorfergrund kein Zeltdach als Sonnenschutz. Peter Beier verharrt einen Moment.

Freigelände

Die angeblichen Solarfelder entpuppen sich aber als drei Baumroste. In diese werden insgesamt neun Schwarzkiefern gepflanzt. Unweit davon achten Polier Andreas Lang und sein Kollege Ralf Gündel darauf, dass das 1,5 Tonnen schwere Element genau mit dem daneben abschließt. Augenmaß und Geschick sind gefragt. Für die vier Terrassen, die künftig die Florian-Geyer Straße säumen, werden 50 solcher Steine benötigt. Im unteren Bereich findet später Volkmar Kühns Plastik „Schreitende“ ihren neuen Standort, nur ein paar Schritte vom Thüringer Medienbildungszentrum im Kulturzentrum Häselburg entfernt.

„Bäume sollen auf der zweiten und dritten Terrasse Schatten spenden. Hier können die Bürger verweilen“, so Birgit Zobel, Projektleiterin für den Campus Rutheneum. „Eine Bestuhlung wäre auch möglich.“ Die vierte Terrasse wird mit Bodendeckern und Stauden begrünt. Am 2. März war Baustart für das Freianlagenprojekt.

Die Fläche beträgt etwa 9500 Quadratmeter, davon 1450 Quadratmeter Schulareal. Viel öffentlicher Raum, der die Geraer zum Erholen einlädt. Zu diesem Vorhaben gehören auch die Sanierung der südlichen Florian-Geyer-Straße und die nördliche Burgstraße, eine gemeinsame Aufgabe mit dem Zweckverband Wasser/Abwasser Mittleres Elstertal und der Energieversorgung.

Bis Ende des Jahres soll der Teilabschnitt mit Bastion und Terrassen abgeschlossen sein.

Schulneubau

„Seit Juli sind die Arbeiten an der Gebäudehülle des Schulneubaus beendet, Dach und Fassade fertig“, berichtet Birgit Zobel. „Die hellen und freundlichen Farbtöne außen werden sich im Inneren widerspiegeln.“ Seit Juni sind Maler auf allen vier Ebenen aktiv, ebenso zwei Elektrofirmen. Trockenbauer des Michael Seiler MS bauMontageService aus Silbitz bauen gegenwärtig die Akustikdecken in Unterrichtsräume und Aufenthaltsbereiche ein. Montag starten die Boden- und Fliesenleger. Die Klassenräume mit einer Größe von 60 Quadratmetern und die Fachkabinette mit 80 Quadratmetern erhalten Linoleumbeläge. Treppen und Pausenhallen werden mit Fliesenbelägen ausgestattet.

Auch die Campusterrassen, die mit Sitzkuben aufgelockert werden, sind im Entstehen. Seit Kurzem steht das Stahlgerüst für den Fangzaun der 350 Quadratmeter großen Ballsportanlage.

Regierungsgebäude

Im Reußischen Regierungsgebäude ist die Rohinstallation für die Sanitär- und Elektroanlagen inzwischen beendet. Nun werden Installationen in den Hohlraumboden eingebettet. „Der Innenausbau braucht in diesem Haus etwas länger“, weiß Birgit Zobel. Historisches zu sanieren, um es zu erhalten, ist immer mit Überraschungen verbunden. Künftig wird hier unter anderem die gesamte Verwaltung des Goethe-Gymnasiums/Rutheneum und die Schulbücherei einziehen.

Wenn Birgit Zobel erzählt, dann mit Begeisterung. „Ich finde es schön, dass die Stadt so ein Projekt entwickeln darf und großzügige Unterstützung durch das Land und den Bund erhält. Viele Menschen bringen sich ein wie Stadtplaner, Tiefbauer oder das Umweltamt. Vor allem freue sie sich, dass Geld in den öffentlichen Raum fließt. Der Standort vom Johannisplatz bis zum Stadtgraben erlebe eine Aufwertung.

Geträumt habe die Projektleiterin vom Campus noch nicht. Aber manche schlaflose Nacht bescherte er ihr. Lächelnd sagt sie nach dem Rundgang: „Bauen ist das ständige Verhindern von Katastrophen.“ Die gab es noch nicht.

Wissenswertes:

• 2011 Architektenwettbewerb für Schulbauprojekt Campus Goethe Gymnasium/Rutheneum

• März 2017 Beginn der Bauarbeiten für nachhaltige Sicherung des Reußischen Regierungsgebäudes

• August 2018 Baustart des Schulneubaus

• März 2020 Start des Freianlagenprojektes

• 50 Firmen sind auf der Großbaustelle involviert

• Die Gesamtkosten für den Schulneubau, Sporthalle, die Gestaltung der Freianlage im Stadtzentrum sowie den Arbeiten am Regierungsgebäude belaufen sich auf 24 Millionen.

• Je nach Programm sind davon 80 bis 90 Prozent Fördermittel. Der Eigenanteil der Stadt betragen zehn Prozent

• Übergabe des Campus ist mit Beginn des Schuljahres 2021/22 geplant.

• Dann werden hier etwa 650 Schüler lernen und 60 Lehrern lehren