Der himmelblaue Trabi als Türöffner


Der aus Gera stammende Filmemacher Falk Müller drehte in Thüringen die Pilotfolge für eine Doku-Serie. Premiere im Metropol-Kino.

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Filmemacher Falk Müller an der Baustelle für den Campus Rutheneum. Foto: Peter Michaelis

Verständigung beginnt beim Zuhören und dabei, auch Menschen mit anderen Meinungen als der eigenen zu Wort kommen zu lassen. Mit diesem Grundansatz hat sich Falk Müller in seinen himmelblauen Trabi gesetzt und ist mit seinem Kameramann Zeno Legner durch Thüringen gefahren. Ihr Ziel: „Im Hier und Jetzt erforschen, was die Leute umtreibt, die hier leben, was sie bewegt.“

Es geht um den Begriff Heimat, um Identität und auch um die nicht ganz einfache Frage, was deutsch ist, sagt der 1990 in Gera geborene Filmemacher. „Wir sind ganz frei und offen an die Sache rangegangen, haben uns überraschen lassen, wen wir treffen“, sagt er. Man wolle nicht belehren, sondern eine Kommunikation anfangen, auch wenn die Gesprächspartner womöglich anders denken, als das Filmteam. „Man bewegt sich im Alltag häufig unter Menschen, die ähnlich denken, wie man selbst.“ Verstehen und verständigen gehe aber nur, wenn man auch andere Meinungen kennt.

Raus aus dieser Komfort-Zone, rein in die Gesellschaft, das steht deshalb nicht zufällig in der Ankündigung zur Premiere des etwa 45-minütigen Films „TrabiGo – Unterwegs in der Heimat“ am Sonntag im Geraer Metropol-Kino. „Der Trabi war und ist dabei ein Türöffner, auch für medienkritisch eingestellte Menschen“, hat Falk Müller erlebt. Reden, zuhören, mitmachen, gemeinsam eine Roster essen – dafür war das Filmteam auch in Gera mit der Kamera unterwegs. Es geht dabei nicht um reine Ostalgie, sagt er, auch wenn im Hintergrund für sein Projekt sicher eine Rolle spiele, dass er zur Generation gehöre, die 30 Jahre nach dem Mauerfall die Teilung Deutschlands nicht mehr aus eigenem Erleben kennt.

Angelegt ist das Format als Serie, die das Filmteam durch ganz Deutschland führen soll. Der Trabi soll dafür, auch als Hinweis auf seine eigene Herkunft, überall vorfahren, sagt Falk Müller. Insofern ist der Film, der auch sein Abschlussfilm am Ende seines Studiums „Dokumentarfilm und Fernsehpublizistik“ in München war, als Pilotfolge zu betrachten. Bestenfalls, auch um als Filmemacher mit seinem jungen Unternehmen FalkFilms seinen Lebensunterhalt bestreiten zu können, findet sich ein Fernsehsender, der die Reihe ausstrahlt. Gespräche dazu würden laufen.

Auch das Format "TrabiGo – Urlaub, wo keiner hinfährt" wird im Metropol vorgestellt, dafür war das Filmteam für die Pilotfolge in Moldawien.

Nach der Premiere am Sonntag, zu der auch die Protagonisten das Ergebnis erstmals sehen, gibt es im Metropol ein Filmgespräch mit den Schöpfern, ehe als Zugabe ein zweites mögliches „TrabiGo“-Format vorgestellt wird. Das trägt den Untertitel „Urlaub, wo keiner hinfährt“ und hat ebenfalls die (Völker-) Verständigung als leitendes Grundthema. Für Folge eins waren Falk Müller und Zeno Legner mit dem Trabi in Moldawien.

Erste filmische Schritte ging der frühere Goethegymnasiast, der 2009 den ersten Einwohnerantrag in Gera für den Campus Rutheneum initiierte, im Offenen Kanal Gera. Deshalb dürfte er sich freuen, dass die Premiere in seiner Heimatstadt bereits ausverkauft ist, wie das Lichtspielhaus in der Leipziger Straße mitteilte. Es wird aber eine Zusatzvorstellung mit beiden Dokumentarfilmen geben, am Mittwoch, 19. Februar, ab 14.15 Uhr.

Mehr Infos zum Filmemacher und seinen Projekten: www.falkfilms.de