Unendliche Geschichte vom Bauen in Gera


Sylvia Eigenrauch über die großen Schulbauprojekte, die sich weiter verschieben und begonnene Straßen- und Brückenbaustellen.

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Ein altes Holzfenster in der Fassade der Vierten Regelschule in Gera-Lusan. Das komplette Gebäude ist dringend sanierungsbedürftig. 2021 sollen die Planungsarbeiten dafür starten. Foto: Peter Michaelis

Dass der Campus Rutheneum in der Burgstraße und die Ostschule in der Karl-Liebknecht-Straße erst 2022 und damit ein Jahr später als zuletzt geplant fertig werden, hat sich durchgeschwiegen. Als Stadträte im September den Haushaltentwurf fürs kommende Jahr in die Hand bekommen, fällt ihnen das auf.

Später heißt es, das sei der „worst case“. Der schlimmste Fall. Gibt es in Gera überhaupt noch eine Steigerung von schlimm beim Thema Schulen?

Zwölf Jahre ist es her, als der damalige Oberbürgermeister Norbert Vornehm das Schulbauprogramm ausruft. Inzwischen hat mehr als eine Schülergeneration sich an Plänen aber kaum an neuen oder sanierten Klassenräumen erfreuen dürfen. Der Nachnachfolger ist im Amt und ein Ende der Großbaustellen nicht in Sicht.

Dieses Jahr hätte ein Versprechen von Oberbürgermeisterin Viola Hahn aus dem Jahr 2016 für den Campus eingelöst werden sollen. Doch nun dauert seine Fertigstellung drei Jahre länger. Obwohl. An der Burgstraße wird seit diesem Frühjahr in einer neuen Turnhalle Sport getrieben. Was als Briefwahllokal startet, braucht den Paukenschlag einer öffentlichen Einweihung nicht mehr und stellt sich bald für manche Ballsportarten als zu klein heraus. Im November gibt es dafür ein großes Richtfest am Neubau.

Mehr als 20 Millionen Euro kosten Campus und Ostschule, die nun doch eine ordentliche Turnhalle bekommen soll, laut jüngster Kalkulationen. Und die Baupreise steigen weiter. Letztlich haben die Verzögerungen mit ihnen zu tun. Entweder meldet sich gar kein Unternehmen auf Ausschreibungen oder die Angebote für die Stadt sind zu hoch. Weiter warten müssen die Gymnasiasten des Liebegymnasiums in der Trebnitzer Straße und die Schüler der Vierten Regelschule in Lusan. Während am Gymnasium 2021 Baustart sein soll, beginnen dann erst die Planungen für den Lusaner Plattenbau.

Wie schnell Schulbau gehen kann, macht derweil die Christliche Gemeinschaftsschule gegenüber dem Hauptbahnhof vor. Vom Spatenstich im April bis zum Richtfest im bevorstehenden Januar vergehen gerade mal neun Monate.

Lange genug aufs Bauen gewartet haben Anwohner und Gewerbetreibende in der Wiesestraße. Endlich wird hier seit August gearbeitet. 2013 sind schon Bäume gefallen. Allerdings in einem Abschnitt, in dem auch heute noch nicht gebaut wird.

So ein Geraer Langzeitvorhaben ist auch die Brückenbaustelle über die Zoitzbergstraße in Lusan. Was hat man hier nicht alles überlegt? Das Ortseingangsschild sollte versetzt werden, um dem Land als Baulastträger auch noch die alleinige Last der Kosten aufzubürden. Doch die Brücke steht weiter auf Geraer Terrain und kann jetzt ohne große Umleitungen umfahren werden. Oder man trifft die Mitte der Betonklötzer.

Für die schlechteste Straße der Stadt – den Titel verdiente sich die Plauensche Straße 2012 bei einer Umfrage unter den Geraern – ist das Bauende in Sicht. Die vierte Etappe seit 2017 ist begonnen und soll nächstes Jahr beendet sein. Dann ist das Kopfsteinpflaster Geschichte.

Gebaut wird derzeit in Gera viel. Zumindest künden Gerüste von Investitionsfreude der Eigentümer.