Campus Rutheneum und Ostschule in Gera erst 2022 fertig
Im Bildungsausschuss räumt das Baudezernat die Verzögerungen ein. Von 42 Prozent Preissteigerung ist die Rede
Im Bildungsausschuss offenbarte die Stadt Gera, dass sie nicht nur für die Ostschule, sondern auch für den Campus Rutheneum mit einer einjährigen Verzögerung rechnet. Damit könnten beide Schulen erst 2022 bezogen werden.
„Das ist der Worst Case“, sagte Baudezernentin Claudia Baumgartner (parteilos) und meint den schlimmsten Fall.
Bis zum 15. November 2019 muss die komplette Planung für die Ostschule zur baufachlichen Prüfung vorliegen. Drei Mal wurden in diesem Jahr die Ausschreibungen für das Gerüst, für den Außenputz und die Elektroleistungen aufgehoben. Entweder, weil überhaupt keine Angebote abgegeben worden waren oder aber die eingegangen viel zu teuer waren. Beauftragt seien bislang der teilweise Abbruch, die Schadstoffsanierung, die Sanitäranlagen und der Aufzug.
Mitte Oktober soll der Kanalbau beginnen. Um nicht weiter in Verzug zu kommen, wird das Schulhaus in zwei Baustellen aufgeteilt, so dass am anderen Abschnitt das Gerüst steht.
Start für den Neubau der 1,5-Felder-Turnhalle soll voraussichtlich im April 2020 sein. In den Bau sind jetzt Klassenräume integriert, weil jene im Keller nicht kommen sollen. Auf die Frage von Xenia Schubert (Linke), warum die Zweifelderhalle abgewählt wurde, ohne das im Ausschuss zu diskutieren, erklärte Baumgartner, dass das mit der Schule abgestimmt sei.
Tilo Wetzel (SPD) erfuhr auf Nachfragen, von der Baudezernentin, dass die Eingangstreppe am 113 Jahre altem Schulgebäude nach historischem Vorbild nicht kommen wird, weil das Geld spare und ein Klassenraum dort wichtiger sei und dass die Baupreise in einem Jahr um 42 Prozent gestiegen seien. Er schlug eine „extrem intensive Zusammenarbeit von Stadtrat und Stadtverwaltung“ nach dem Motto „geteiltes Leid ist halbes Lied“ vor, wie er sagte.
Ralf Kirchner (Für Gera) mahnte ein „verbesserungswürdiges Außenbild von Stadtverwaltung und Stadtrat“ sowie Ehrlichkeit an. Dass nicht offensiv der Bauverzug thematisiert wurde „raubt uns unfassbar viel an Glaubwürdigkeit“, sagte er.
Auf dem Campus ist die neue Schulturnhalle, die zuerst als Wahllokal diente, in Betrieb gegangen. Der Neubau wächst täglich, derzeit werde der Kanalbau ausgeschrieben und laufen die Planungen für die Freianlagen, informierte die Baudezernentin. Ende August wurden mit sechsmonatiger Verspätung Elektroleistungen vergeben, nachdem ein Mitbieter eine Vergabebeschwerde – die abgewiesen wurde – eingereicht hatte. Aktuell würden sich die nächsten 13 Lose in der Ausschreibung befinden. „Erst nach der Submission können wir belastbare Aussagen zum Bauablauf treffen“, erklärte Baumgartner. Für den Haushalt 2020 werde mit 20 Prozent Kostensanstieg geplant, um möglichen höhren Submissionsergebnissen vorzugreifen.
„Wie verbindlich ist jetzt der Bauzeitenplan?“, frage Andreas Schubert (Linke) und erklärte: „Einen Worst Case werde ich als Stadtrat jetzt nicht beschließen“. „Ich habe das schwer im Griff, ob jemand seine Leistungen anbietet und zu welchem Preis. Da kann ich einen Kopfstand oder Purzelbäume machen. Es passiert trotzdem nichts“, sagte Baudezernentin Claudia Baumgartner. „Man steckt einfach nicht drin. Das ist schwer für uns, gerade am Anfang eines Bauvorhabens.“
Haushaltansatz 2020 für beide Schulen
Ostschule, Karl-Liebknecht-Straße: Schulhaus: 12,9 Mio Euro Sporthalle: 5,6 Mio Euro Freifläche: 2,2 Mio Euro gesamt: 20,7 Mio Euro
Haushalt 2019: gesamt: 16,95 Millionen Euro
Campus Rutheneum, Burgstraße: Neubau: 11,85 Mio Euro Regierungsgebäude: 6,3 Mio Euro Freiflächen: 4,6 Mio Euro gesamt: 22,84 Mio Euro
Haushalt 2019: gesamt: 21,84 Millionen Euro