5500 Besucher erwartet: Schütz-Musikfest feiert auch in Bad Köstritz und Gera die Moderne


22. Ausgabe an fünf Orten vom 4. bis 13. Oktober unter dem Motto „etwas neues herfürzubringen“ – Vorverkauf gestartet

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Unter dem Motto „etwas neues herfürbringen“ gibt es in der 22. Ausgabe des Heinrich Schütz Musikfestes 39 Veranstaltungen, die gestern in Bad Köstritz von Friederike Böcher (links), Direktorin des Schütz-Hauses, und Christina Siegfried, der Intendantin des Festes, vorgestellt wurden. Foto: Ulrike Kern

Bad Köstritz. 2019 begibt sich das Heinrich Schütz Musikfest auf Spurensuche hin zur Avantgarde des 17. Jahrhunderts. Das kündigte gestern die Intendantin, Christina Siegfried , bei der Vorstellung des Programmes in Bad Köstritz an. Im Jahr des Bauhauses, das in besonderer Weise den Blick auf Innovationen und künstlerische Kreativität lenkt, und anlässlich des Erscheinens von Schütz‘ wegweisender Sammlung der „Psalmen Davids“ vor genau 400 Jahren – einem Beispiel bahnbrechender Modernität im Schaffen des Sagittarius – widmet sich das Musikfest diesmal also dem Aspekt Moderne.

Mit mittlerweile 22 Ausgaben versteht sich das Heinrich Schütz Musikfest als lebendiges Forum für die Musik des Frühbarock und präsentiert mit seinem Namensgeber einen Komponisten, der schon zu seiner Zeit als „Vater der modernen Musik“ galt. „Etwas neues herfürzubringen, danach hat Schütz bis ins hohe Alter gestrebt. Er war immer auf der Höhe seiner Zeit, und hat sie vor allem mitgeprägt“, erklärt Christina Siegfried das diesjährige Jahresmotto. Vom 4. bis 13. Oktober finden in Bad Köstritz , Gera , Weißenfels , Zeitz und Dresden , also den hauptsächlichen Lebens- und Wirkungsstätten von Heinrich Schütz (1585-1672) 39 Veranstaltungen, darunter 25 Konzerte statt. Insgesamt werden 5500 Besucher erwartet.

„Großes und Kleines findet bei diesem Fest zusammen, Hochkultur und Breitenkultur“, fasst Friederike Böcher , die Direktorin des Heinrich- Schütz -Hauses in Bad Köstritz zusammen. Und so nennt das Programm namhafte internationale Künstler und Nachwuchsinterpreten, unkonventionelle Formate wie auch vor Ort gewachsene Traditionen – etwa die Reihe „Köstritzer lesen für Köstritzer“ (9. Oktober im Dreiseitenhof der Brauerei).

Als Artist in Residence konnte für dieses Jahr der RIAS Kammerchor Berlin mit seinem Leiter Justin Doyle eingeladen werden. Der Chor, vor 70 Jahren gegründet, zählt zu den weltweit führenden Profi-Chören mit 35 professionell ausgebildeten Sängerinnen und Sängern, die sich auf die historische Aufführungspraxis ebenso spezialisiert haben wie aufs zeitgenössische Repertoire. Neben den drei eröffnenden Festkonzerten in Gera , Weißenfels und Dresden am 4., 5. und 6. Oktober und dem Abschlusskonzert mit Werken von Schütz , Zeitgenossen und der Uraufführung eines Werkes von Torsten Rasch wird es auch ein Projekt mit dem international preisgekrönten Konzertchor des Goethe Gymnasiums/Rutheneum Gera geben. Am 4. Oktober werden die beiden herausragenden Chöre um 20 Uhr in der Johanniskirche in Gera zu erleben sein. Mit dabei ist auch die Capella de la Torre mit Katharina Bäuml.

Doch der hochkarätigen Künstler sind noch viele zu nennen: Christina Pluhart und L‘Arpeggiata beispielsweise werden ihre Fans mit zwei Konzerten begeistern: in Dresden am 10. Oktober mit dem neuen Programm „Himmelsmusik“, und in Gera huldigen sie mit „David und Orpheus“ am 11. Oktober den frühbarocken musikalischen Trendsettern Italiens . Dazu eingeladen sind die beiden Solistinnen Céline Scheen und Benedetta Mazzucato.

Am 5. Oktober wird im Heinrich- Schütz -Haus Bad Köstritz ab 15.30 Uhr zu einer besonderen Lesung aus „Der Traum, oder: Mond Astronomie“ von Johannes Kepler (1571-1630) geladen. Er ist der Begründer der Astrophysik – und der Science-Fiction-Literatur. Denn wie im Rausch schrieb er 1609 in zwei Nächten eine geheimnisvolle Traumerzählung über eine Reise zum Mond. Klaus Büstrin wird daraus lesen, in Begleitung von Irene Klein (Viola da gamba) und Stefan Maas (Laute).

Am 8. Oktober wird es ebenfalls in Bad Köstritz eine musikalische Museumsrunde geben: Silke Leopold von der Universität Heidelberg berichtet mit „Singen ist besser als weinen“ zum 400. Geburtstag von Barbara Strozzi . Noch am Abend wird traditionell der Geburtstag von Schütz gefeiert mit einem Wandelkonzert, den Ronneburger Turmbläsern und musikalischen Überraschungsgästen.

Eine märchenhafte Hommage an das Leben der Maria Sibylla Merian für Besucher ab fünf Jahre wird am 11. Oktober im Festsaal im Palais in Bad Köstritz mit „Der Raupen wundersame Wandlung“ angeboten. Tags drauf steht in der Kirche St. Leonhard ab 15.30 Uhr mit Solisten des RIAS Kammerchores „Liebeshändeleien“ mit Werken von Orazio Vecchi und Heinrich Schütz auf dem Programm.

Insgesamt sind laut Friederike Böcher die Programmpunkte so gelegt, dass Liebhaber des Schütz -Festes ohne größere Zeitnot auch nacheinander noch nach Weißenfels und Dresden reisen können, um die besonderen Interpreten erleben zu können.

Wie in jedem Jahr laden auch die besonderen Orte des Festivals dazu ein, in die barocke Zeit, von tiefgreifenden historischen Ereignissen erschüttert, einzutauchen: Die beiden Schütz -Häuser in Bad Köstritz und Weißenfels , das Museum Schloss Moritzburg in Zeitz oder das Residenzschloss in Dresden geben Einblicke in jene Zeit, in der Schütz und seine Zeitgenossen ihre unvergänglichen Werke schufen.

Seit 1. Mai läuft der Vorverkauf für das Heinrich Schütz Musikfest. Karten gibt es online über die Website, in den Schütz -Häusern in Bad Köstritz und Weißenfels sowie über die Tourist-Informationen der Veranstaltungsorte. Als besonderes Angebot ist die Junior-Karte für Schüler zum Preis von 5 Euro hervorzuheben. www.schütz-musikfest.de

Ulrike Kern