Von Fischen fürs Leben lernen in der Aquaristik-Arbeitsgemeinschaft am Goethegymnasium in Gera
Am Goethegymnasium in Gera gibt es eine Aquaristik-Arbeitsgemeinschaft. Mittlerweile stehen acht Aquarien in den Schulfluren.
Gera. Montag 14 Uhr. Die Schulglocke am Haus 1 des Goethegymnasiums in Gera läutet. Im Klassenzimmer in der ersten Etage sitzen 14 Fünft- und Sechstklässler. Sie sind gut gelaunt und freuen sich auf die kommenden anderthalb Stunden. Denn sie warten nicht auf den Unterrichtsbeginn einer Deutsch- oder Mathestunde. Die Kinder warten auf Guntram Wothly, den Betreuer ihrer Aquaristik-Arbeitsgemeinschaft. In der besonderen AG lernen die Kinder verschiedene Zierfische kennen, lernen sie zu pflegen und zu vermehren. Wothly unterrichtet nicht etwa Biologie. Er ist Lehrer für Französisch, Sozialkunde und Ethik. Doch seit 20 Jahren schlägt sein Herz für Aquarien und deren Bewohner. Die AG gibt es bereits seit etwa sieben Jahren am Geraer Gymnasium, jedoch in kleinerer Form. „Als ich hier begann, gab es ein Aquarium mit einem ganz traurigen Goldfisch“, berichtet Guntram Wothly. Mittlerweile stehen acht gläserne Fischherbergen in den Schulfluren.
Darin tummeln sich 300 bis 500 Süßwasserfische, darunter auch Arten, die vom Aussterben bedroht sind, erzählen die Kinder stolz. Zum Anfang der AG geht Wothly mit den Mädchen und Jungen noch einmal Aquarium für Aquarium durch. Welche Fische leben darin? Wie pflanzen sie sich fort? Was ist bei ihrer Pflege und Aufzucht zu beachten? Was muss heute am Aquarium gemacht werden?
Guppys, Malawi Buntbarsche, Weiße Hechtlinge, Pseudotropheus zebra rot, Diskusfische. Egal wie kompliziert der Name des Tieres – sie alle wollen gefüttert und gepflegt werden. Wothly teilt die Kinder in kleinere Gruppen. Einige müssen das Wasser oder die Filter eines Aquariums wechseln, andere Pflanzen vom einen ins andere Becken setzen. Natürlich müssen die Aquarien auch gesäubert werden. „Ich entferne gerade die Entengrütze“, berichtet ein Junge, währenddessen er mit einem Plastebecher bestückt nach den kleinen grünen Linsen an der Wasseroberfläche fischt. Ariane hat eine ganz besondere Aufgabe. Der Nachwuchs der Fische muss von einander getrennt werden. Denn: Am Wochenende steht ein Höhepunkt an. „Wir werden unsere Nachzuchten am Samstag in Jena bei der Zierfischbörse verkaufen“, berichtet Wothly. Dafür müssen aber jene kleinen Fische herrausgesucht werden. Männchen und Weibchen kommen in unterschiedliche Becken. Etwa 150 Exemplare und einige Pflanzen wollen die Geraer heute in Jena verkaufen.
Das Geld soll in neues Inventar investiert werden. Ein Aquarium soll erneuert werden. Langfristig ist es das Ziel, eine ganze Wand mit einheitlichen modernen Aquarien zu bestücken. Einige Firmen unterstützen Wothly und seine Schüler mit Spenden. So konnte er kürzlich ein neues Aquarium im Eingangsbereich der Schule aufgestellt werden. „Allein die Steine darin hätten 500 Euro pro Stück gekostet. Das wäre unerschwinglich für unsere Schule“, berichtet der Pädagoge.
Nachwuchs in Form von interessierten Kindern gibt es derzeit genug. Mittlerweile ist die AG so groß, dass sie in zwei Gruppen geteilt werden muss. Um das Anlernen der neu dazugestoßenen Kinder kümmern sich die Großen. Sie geben ihr Wissen an die Kleinen weiter. So auch Jule und Erna aus der siebten Klasse. Sie füttern die Fische täglich und helfen den Jüngeren bei der Arbeit in der AG.
Sie sind außerdem für die Überprüfung der Wasserqualität zuständig. Dafür gibt es den „Chemiebaukasten“ mit allerhand Testflüssigkeiten und kleinen Glasgefäßen. Jule entnimmt mit einer Spritze aus Plastik Wasser aus einem der Becken und versetzt es mit einer Testflüssigkeit. Das Wasser wird petrolfarben. Ein Abgleich mit einer Farbskala zeigt: Der pH-Wert des Wassers liegt bei 7,5 und ist damit optimal. Dann wird Tarek aus der sechsten Klasse herbeigerufen. „Er ist der Pumpenexperte“, erklärt Wothly. Tarek sei technisch sehr interessiert und begabt. Also habe er die Aufgabe bekommen, sich um die Pumpen zu kümmern.
Guntram Wothly hat auch das größere Ganze im Blick: „Die Kinder lernen hier nicht nur die Fische und die Aquaristik kennen, sondern auch wie man im Team arbeitet.“
Außerdem müssten sie die Erledigung ihrer Aufgaben auch selbst strukturieren. Das sei gerade für die Jüngeren eine wichtiger Lernschritt, ist der Lehrer überzeugt.
Julia Löffler (03.11.2018)