Gera: Psalm-Vertonung verspricht Hörerlebnis in der Salvatorkirche


Konzertchor des Rutheneums seit 1608 Gera gibt am 3. Oktober den Auftakt zum Heinrich-Schütz-Musikfest

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Sängerinnen und Sänger des Konzertchors vom Rutheneum seit 1608 Gera während der gestrigen Probe. Foto: Ralf Runge

Gera. Die Proben laufen derzeit auf Hochtouren. Bis zum Mittwoch, 3. Oktober, muss alles perfekt sein: Dann werden die jungen Sänger vom Konzertchor des Rutheneums seit 1608 Gera gemeinsam mit der Capella Jenensis in der Salvatorkirche ihren großen Auftritt haben: Unter der Leitung von Christian K. Frank erklingt Burkhard Großmanns „Angst der Hellen und Friede der Seelen“.

Das Konzert im Rahmen des Festivals Alter Musik in Thüringen ist zugleich der offizielle Auftakt für das diesjährige Heinrich-Schütz-Musikfest, welches vom 5. bis 14. Oktober stattfinden wird. „Im Jahr 2015 hatte unser Konzertchor schon einmal die Ehre, das Heinrich-Schütz-Musikfest zu eröffnen. Dies gelang sehr erfolgreich, so dass wir 2018 erneut den musikalischen Reigen dieses bedeutsamen Festes eröffnen dürfen“, freut sich Chorleiter Christian Frank.

Amtsschösser Burkhard Großmann aus Jena – schwer erkrankt und wieder genesen – wollte „wegen einer sonderbahren grossen Wolthat und wunderlichen Errettung Gottes“ ein Dankopfer bringen. Er beauftragte 16 Komponisten, darunter Schütz, Schein, Praetorius und Franck, den 116. Psalm zu vertonen. Die Kompositionen ließ Großmann 1623 in einer Sammlung im Druck erscheinen. „Diese ist ein sehr spezielles, sehr selten aufgeführtes Werk“, erzählt Christian Frank. „Alle 16 Stücke haben denselben Text. Das Spannende dabei ist, dass jeder Komponist mit seiner eigenen Sicht, seinem Musikverständnis und seinen Emotionen ans Komponieren ging. Somit sind stets andere Schlaglichter gesetzt“, so der Chorleiter. Fünf Werke, natürlich alle in der Originalsprache altem Deutsch, hat er für den Auftritt ausgewählt. Sie wurden schließlich auch für ihn zu einer Entdeckung. Aufgabe des Chores ist es nun, mit demselben Text verschiedene Stücke zu singen. „Der Kopf des Sängers arbeitet immer in Verbindung mit Melodie, Text und Rhythmus. Plötzlich denselben Text fünfmal zu variieren, ist sehr schwierig. Bei den Proben hatten wir mitunter stets das Gefühl, uns einem Stück das erste Mal zu widmen. Das neue Werk war drin im Kopf, ein altes aber wieder raus“, versucht Frank die Arbeit zu erklären. Der Zugang zu jedem einzelnen Werk sei nicht leicht gewesen, mittlerweile fasziniere aber jedes. Christian Frank verspricht „ein spannendes Hörerlebnis mit sehr lebendiger, kontrastreicher Musik“.

Besonders freut ihn, dass die Capella Jenensis für diese Aufführung auf den Konzertchor zukam. „Wenn die Capella, die sich nur Alter Musik widmet bei uns als großen Chor anfragt, dann ist das ein unglaubliches Kompliment für uns“, betont der musikalische Leiter.

Patenschaft geplant mit RIAS-Kammerchor

Der Konzertchor des Rutheneums seit 1608 hat weitere ehrgeizige Pläne: Für 2019 bereitet er das 30-jährige Jubiläum der Musikspezialklassen und das damit verbundene Festkonzert vor. Und: er strebt eine Kooperation mit dem renommierten RIAS-Kammerchor an. „Dieser wird eine Patenschaft über unseren Chor übernehmen“, freut sich Frank schon jetzt. Auftakt dafür soll ein gemeinsames Konzert sein.

Der RIAS-Kammerchor feiert in der Konzertsaison 2018/19 sieben Jahrzehnte gelebte Chorgeschichte. Am 15. Oktober 1948 wurde der Chor des Rundfunks im amerikanischen Sektor, kurz RIAS genannt, gegründet. Dank der bis heute andauernden intensiven Zusammenarbeit mit dem Rundfunk sowie vielen Konzerttourneen pro Jahr tritt der Kammerchor weltweit als Kulturbotschafter auf.

Derart große Projekte wollen langfristig und gewissenhaft vorbereitet sein. In jeder Beziehung sind die jungen ‚Sänger gefordert: bei intensiven Proben – und dem Schulpensum, das sie natürlich trotzdem gut bewältigen müssen. „Tolle, anspruchsvolle Aufgaben stehen wieder bevor. Hut ab, was Christian Frank hier bewältigt“, will Rainer Müller, langjähriger Leiter der Musikspezialklassen am Rutheneum, nicht unerwähnt lassen. Proben klug planen, Zeit geschickt einteilen – im Schulalltag bedeutet das eine logistische Meisterleistung für alle. Umso glücklicher ist wiederum Christian Frank, dafür Rainer Müller an der Seite zu haben.

„Friede der Seelen“: Mittwoch, 3. Oktober, 19.30 Uhr, Salvatorkirche Gera

Christiane Kneisel