Geraer Goethegymnasium begeht 410-jähriges Bestehen
Das Geraer Goethegymnasium/Rutheneum seit 1608 begeht seinen Ehrentag und freut sich auf den neuen stadtbildprägenden Campus.
Gera. Heinrich Posthumus (1572-1635) kann zufrieden sein. Sein am 12. März 1608 gegründetes Gymnasium Rutheneum steht nicht nur bis heute, sondern mausert sich gerade zu einem das Stadtzentrum prägenden Campus. Er hätte also wohl gemeinsam mit Oberbürgermeisterin Viola Hahn (parteilos) und Schulleiterin Silva Wallstabe gemeinsam das Glas erhoben auf diese Entwicklung.
Das über Gera hinaus bekannte sprachlich orientierte Gymnasium, das sich auch mit den Absolventen seiner Musikspezialklassen einen Namen macht, blickte gestern auf 410-jähriges Bestehen. "Statt damals sechs Klassen haben wir heute 27. Auch wenn sowohl die 6-Tage-Schulwoche als auch der Karzer längst Geschichte sind, einige der Grundfeste dieser Schule leben wir noch heute", betonte Silva Wallstabe die Traditionen. Posthumus‘ Fokus auf Schulgründung, Wirtschaftsstärkung und Verwaltungsstraffung erinnere sie stark an die Themen, mit der sich auch die heutige Rathausspitze beschäftigt.
Wie die Schulleiterin, hofft auch Oberbürgermeisterin Viola Hahn darauf, dass Kollegium und Schüler in zwei, drei Jahren ihre Umzugskartons packen können. "Wir sollten uns Posthumus zum Vorbild nehmen und dem Campus Flügel verleihen", sagte sie, die selbst am Rutheneum ihr Abitur abgelegt hat. Sie erinnerte an den durch den Schüler Falk Müller angeregten Einwohnerantrag pro Campus und an den Schulförderverein, der sich seither hartnäckig für die Erweiterung des Schulgeländes eingesetzt hat. "Es war nicht einfach, dieses Großbauvorhaben durchzusetzen und alle Fördermittel zu bekommen", meinte Hahn, die sich auch beim früheren Schulleiter Joachim Hensel für sein jahrelanges Engagement bedankte. Die Chöre der Schule lobte sie als Aushängeschild für das Rutheneum und für die ganze Stadt.
"Die Campusbaustelle zeigt, dass sich die Stadtverwaltung ihrer Verantwortung bewusst ist", sagte Schulelternsprecher Andreas Schulze in ihre Richtung. Schließlich habe Gera für das Gymnasium im Besonderen und die Vermittlung von Bildung im Allgemeinen Verantwortung zu übernehmen. Mit Nachdruck bat er die Rathauschefin, auch in Zukunft auf die Verwirklichung der Campus-Idee hinzuwirken, damit auch spätere Generationen ähnlich stolz auf die Entwicklung dieser Schule schauen könnten wie die Gäste dieser Jubiläumsfeier.
Dazu der Kommentar von Christine Schimmel
Zweifellos wird der Campus Rutheneum nach Fertigstellung ein Vorzeigeobjekt sein. Nicht nur das Goethegymnasium wird dann für Schüler und Lehrer hervorragende, moderne Bedingungen bieten. Auch ein stadtgeschichtlich prägendes Gebäude wird endlich gerettet sein.Das mag für jene Schüler und Lehrer, die ihre Tage in anderen, zum Teil maroden Schulen der Stadt verbringen, kein Trost sein. Gegen die Priorisierung des Campus haben sie berechtigte Einwände. Trotzdem darf das Thema nicht in eine Neiddebatte münden. Denn wer kann schon etwas dagegen haben, dass sich durch die Großbaustelle am Johannisplatz bald das gesamte Stadtzentrum aufwerten wird? Ja, das Schulhaus werden viele Geraer nie betreten, die geplanten Außenanlagen aber schon. Zur Reichsstraße hin entstehen große Terrassen, die aus einer Dreckecke der vergangenen Jahre eine grüne Zone für alle machen.