Kristina Vogel als Vorbild


Geraerin Julia Schäfer zählt zu den erfolgreichsten Schülerfahrerinnen in Thüringen. Trainerin und Vater als Ratgeber

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Julia Schäfer kann auf ein erfolgreiches Jahr blicken. Foto: Reinhard Schulze

Gera. In einer Zeit von 39:74 Sekunden über die 500 m-Distanz raste Julia Schäfer vom SSV Gera 1990 zu Gold bei den Thüringer Landesmeisterschaften und war damit drei Zehntelsekunden schneller als Kristina Vogel, damals als Schülerfahrerin. Inzwischen ist die 27-jährige Erfurterin zwei Mal Olympiasiegerin. „Sie ist eine sehr gute Radsportlerin, eine super Sprinterin und bodenständig geblieben“, sagt Julia Schäfer, deren Nahziel erst einmal ist, Bundeskader zu werden. Die 13-jährige Geraerin fühlt sie sich sowohl auf der Straße als auch auf der Bahn wohl. Zu ihren Lieblingsdisziplinen im Bahnradsport zählen das 500 m-Zeitfahren und das Ausscheidungsfahren. „Beim Sprint kann man viel ausprobieren und Erfahrungen sammeln. Bei Ausscheidungsfahren kann man von Anfang bis Ende durchziehen, da zählt die Cleverness. Am Ende bleiben dann die zwei Besten übrig, mit denen man sich im Sprint messen kann“, erklärt sie.

Auf der Straße sieht sie ihre Stärke beim Kriterium. „Da muss man sich durchsetzen, im Kopf klar sein und wissen was man will. Da ist taktisches Können und Sprintervermögen gefragt“, erzählt der Schützling von Heike Schramm und fügt an, dass sie auch nichts gegen Berge habe, aber nur keine so langen Anstiege, lieber etwas kürzere. „Julia kann sich schnell im Feld bewegen und spurten. Vieles hängt natürlich auch vom Rennverlauf ab. Aber wenn sie ihre Schnelligkeit ausspielen kann, dann ist sie auch erfolgreich“, ergänzt ihre Trainerin.

Julia Schäfers sportliche Laufbahn begann mit dem Tanzen. Ende der dritten Klasse fiel sie Heike Schramm bei der Sichtung in der Zwötzener Grundschule auf. Von der Schul-AG in das Anfängertraining, dann in die Trainingsgruppe U11 von Melanie Lenk, zwischendurch betreut von Lucas Schädlich und André Wolf, über die U13 bei Patrick Renner in die U15 wieder bei Heike Schramm.

Das sie sich durchsetzen kann, hat sie gerade in der auslaufenden Saison bewiesen und das teils gegen ein Jahr ältere. Fünf Siege, darunter drei Landesmeistertitel, 25 Platzierungen unter den Top ten – das macht ihr keiner so leicht nach. Da stecken viel Fleiß, Ehrgeiz, Willen dahinter und auch Entbehrungen und ein gutes Zeitmanagement. Drei Mal Training pro Woche, Wettkämpfe am Wochenende, Schule – sie besucht die achte Klasse am Goethe Gymnasium/Rutheneum seit 1608 Gera. „Sport und Schule klappt eigentlich sehr gut. Meine Lehrer haben viel Verständnis. Ich werde auch auf meine sportlichen Erfolge angesprochen, besonders von meinem Klassenleiter Herrn Wothly und Herrn Erbe, meinem Sportlehrer. Ich bin auch dankbar dafür, dass es mit den Freistellungen so gut klappt.“

In der Saison bringt sie es als Schülerfahrerin auf etwa 6500 Kilometer, davon um die 500 Wettkampfkilometer. Das Radfahren ist es auch, was sie am liebsten macht. Doch sie weiß, allein Kilometerschrubben reicht nicht aus. Auch athletisch muss es stimmen. Probleme hat sie damit nicht. Das Faszinierende am Radsport sei für sie, „dass man sich hier so richtig auspowern und seine Kraft sinnvoll umsetzen kann“. Ihre Chancen für 2018 liegen eher auf der Bahn. „Sie startet im älteren U15 Jahrgang, verfügt über ausreichend Potenzial und könnte sich schon bei den Deutschen Meisterschaften im Omnium unter den ersten fünf platzieren. Schwieriger wird es für sie auf der Straße, wobei es vom Kurs abhängt. Die Deutsche Meisterschaft 2016 beendete sie auf Platz 19, für sie als eine der Jüngsten durchaus sehr gut. „Ein Platz unter den 15 Besten, kann ich mir schon vorstellen“, so der Saisontipp für 2018 von Heike Schramm.

Was Julia Schäfer nicht gebrauchen kann, ist Rummel vor dem Wettkampf. „Ich brauche meine Ruhe, ziehe mich zurück, will nicht quatschen, konzentriere mich auf den Wettkampf.“ Dazu gehört für sie auch, sich mit ihrer Gegnerschaft zu beschäftigen. Die kennt sie gut und legt sich auch eine Taktik zurecht. „Es läuft nicht immer so, wie man sich das vorher zurechtlegt. Oftmals muss man schnell reagieren, sich auf neue Situationen einstellen. Was hilft, man kennt die Stärken und auch Schwächen seiner Gegner.“

Vor dem Start, schnell noch einen Powerriegel. Vielleicht noch einen Rat von der Trainerin holen oder auch vom Vater, Sven Kömmling. „Der weiß noch wie es geht, auch wenn es schon etwas länger her ist, als er bei der SG Wismut aktiv war.“, sagt sie. Viel Freizeit bleibt für die junge Radsportlerin nicht. Sie greift dann gern einmal zu einem Buch oder begleitet ihre Schwester zum Reiten und streichelt gern die Pferde.

Reinhard Schulze