"Historischer Tag für Gera": 7 Mio Euro und ein Spatenstich für das Rutheneum
Gestern hat der Bau der Sporthalle für den Campus Rutheneum begonnen. Fördermittel gab es für den Funktionsbau.
Gera. Er sei stolz und bewegt. Bewegt, weil er nach diesem Termin sicher ist, "dass das, wofür wir 15 Jahre gekämpft haben und was mich auch viel Kraft gekostet hat, nun wirklich Form an nimmt." Auch, wenn es Joachim Hensel nun nicht mehr in seiner Funktion als Schulleiter des Geraer Goethe Gymnasium/Rutheneum erleben wird, verfolgt er glücklich und natürlich interessiert die nun endlich sichtbaren Fortschritte am künftigen Campus Rutheneum.
So durfte er gestern beobachten, wie seine – kommissarische – Nachfolgerin Silva Wallstabe zusammen mit Oberbürgermeisterin Viola Hahn (parteilos), Infrastruktur-Staatssekretär Klaus Sühl (Linke), dem städtischen Fachdienstleiter Hochbau, Sven-Gunnar Diener, und Olaf Langlotz, Abteilungsleiter Städte- und Wohnungsbau, Staatlicher Hochbau, den symbolischen ersten Spaten für die künftige Sporthalle am Campus in die Erde stachen. Grund für Hensels Zuversicht war neben dem Spatenstich für die Turnhalle aber eine weitere gute Nachricht.
So überbrachte Staatssekretär Sühl auch einen Fördermittelbescheid über nicht weniger als 6,97 Millionen Euro für den Campus-Neubau. Also für jenes Funktionsgebäude, das sich an das bereits in Sanierung befindliche Reußische Regierungsgebäude anschließen wird und mit ausreichend Klassenräumen und Fachkabinetten letztlich ein großes Ziel des Campus verwirklichen soll: den Unterricht aller Goethegymnasiasten an einem Standort. Zurzeit lernt ein Teil der Schüler noch am Nicolaiberg.
Die Fördersumme aus dem 150 Millionen Euro schweren Schulinvestitionsprogramm des Landes sei auch deshalb so hoch ausgefallen, sagte Klaus Sühl, da der Neubau höchsten energetischen Ansprüchen gerecht werde. Oberbürgermeisterin Hahn sprach wegen des Geldsegens nicht mehr nur von einem wichtigen Tag für Gera, sondern von einem "historischen" für die Stadt und ihr ältestes, über 400 Jahre altes Gymnasium.
Rund um den künftigen Campus wird allenthalben schon gearbeitet. Das 21 Jahre leerstehende Reußische Regierungsgebäude ist eingerüstet und wird wieder hergerichtet. Die Burgstraße ist geöffnet, hier werden Leitungen verlegt, um das Baufeld freizumachen. Und da, wo bis vor anderthalb Jahren noch "ziemlich hässliche Neubauten" (Hahn) standen, wird nun als nächster sichtbarer Baustein des Campus die Einfeld-Sporthalle für Schul- und Vereinssport entstehen.
Noch in diesem Jahr sollen die Tiefbauarbeiten laufen und der Rohbau begonnen werden. Voraussichtlich im Mai 2019 soll die Sporthalle fertig sein. Sie kostet laut Hahn insgesamt 2,2 Millionen Euro, wovon 1,6 Millionen Euro vom Land gefördert, der Rest aus Eigenmitteln aufgebracht werde. Das Gebäude wird aus einer Halle und einem zweigeschossigen Nebentrakt bestehen und barrierefrei erschlossen. Vom der äußeren Gestaltung soll sich die Halle an den anderen Schulgebäuden orientieren. Südlich der Halle soll sich eine kleine Sportplatzfläche für Streetball anschließen, heißt es. Die Oberbürgermeisterin bedankte sich angesichts der großen Förderung für die konstruktive Zusammenarbeit mit dem Infrastrukturministerium. Zudem freute sie sich über private Initiativen im Zusammenhang mit dem Campus, etwa, wenn es um eine künftige Gruft für die bedeutenden Reußen-Sarkophage am Johannisplatz oder die Verbindung des Campus mit dem im Aufbau befindlichen benachbarten Kulturzentrum "Häselburg" geht.
Marcel Hilber hat doppelt Grund zur Freude (Kommentar)
Für das Goethegymnasium und die gesamte Stadt war gestern zweifelsfrei ein guter Tag.
Das nächste Teilprojekt des Campus Rutheneum, die Sporthalle, wird begonnen, eine millionenschwere Förderung für den Schulneubau gab es überdies. Der Freude über den Fortgang konnte sich durchaus auch Andreas Schubert, Fraktionschef der Linken im Stadtrat, anschließen, der sich unter die Gäste zum 1. Spatenstich mischte. Dass er trotzdem kritisch bleibt, ist kaum überraschend. Dass zusätzliche Gymnasialplätze in der Stadt entstehen würden, diesen sicher ungewollten Zungenschlag der Oberbürgermeisterin kommentierte er noch während ihrer Rede. Das sei eben nicht so, dafür nötige Arbeiten für den Anbau am Liebegymnasium stünden noch aus. Dass Gera überhaupt so weit mit dem Campus sei, verdanke die Stadt der Landesregierung und deren Schulinvestitionsprogramm, so Schubert.
Absolut recht hat er damit, dass man schon viel weiter sein könnte und müsste, unter anderem auch bei der Ostschule, wenn nicht ein solches Chaos in der Stadtverwaltung herrschen würde. Man kann nur hoffen, dass mit den jüngsten Personalentscheidungen im Fachdienst Hochbau an dieser Front endlich Ruhe einkehrt und nicht weitere Reibungsverluste den Projektfortschritt ausbremsen.