Schneller anlaufen, nicht nachdenken


Unsere Schülerin Victoria Krause qualifiziert sich für die Deutschen Meisterschaften

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Victoria Krause nach ihrem Sieg im 100m Lauf bei den Landesmeisterschaften im Mai 2017 in Ohrdruf. Damit qualifizierte sie sich für die Deutschen Meisterschaften der U16 (Quelle: 1. SV Gera)

Gera. Auch zwei junge Leichtathletinnen des 1. SV Gera haben sich für die Deutschen Jugend-Meisterschaften qualifiziert. Am ersten August-Wochenende muss Speerwerferin Sarah Linke in Ulm in der Altersklasse U 18 ran. Ihre Teilnahme an den nationalen Titelkämpfen stand lange Zeit auf des Messers Schneide. Der Kampf um die Norm war kein einfacher. Gleich im allerersten Wettkampf des Jahres warf die 17-Jährige gute 43,45 Meter und kam der vom Deutschen Leichtathletikverband geforderten Normweite bis auf 55 Zentimeter nahe.

„Ich dachte, die paar Zentimeter müssen doch drin sein, verkrampfte aber bei jedem der folgenden Wettkämpfe mehr“, so Sarah Linke. Selbst Trainerin Petra Felke – mit 80,00 Metern ewige Speerwurf-Weltrekordlerin – konnte nicht helfen. „Ich hatte kein technisches Problem. Das war vornehmlich Kopfsache. Ich bin der Norm nachgerannt“, verrät die Geraerin, die im letzten Sommer ans Sportgymnasium nach Jena gewechselt war.

„Das war genau die richtige Entscheidung. Jetzt komme ich in die elfte Klasse. Training und Schule sind perfekt abgestimmt. Zweimal in der Woche können wir auch am Vormittag trainieren“, ist sich Sarah Linke sicher, mit dem Wechsel in die Saalestadt die richtige Entscheidung getroffen zu haben. Auf dem Weg zur DM-Norm war sie aber trotzdem noch nicht weiter. Da kam der Wettkampf in der letzten Woche in Jena gerade recht.

„Im Vergleich zu den Ergebnissen zuvor lief es ganz ordentlich. 40,31 Meter hatte ich zu Buche stehen, als der sechste Versuch anstand“, erinnert sich Sarah Linke, die noch einmal all ihre inneren Kräfte zusammennahm. „Schneller anlaufen, nicht so viel nachdenken und das Ding rausfeuern – habe ich mir gesagt. Schon beim Abwurf habe ich gesehen, dass ich den Speer gut getroffen habe. Er flog viel schneller als sonst“, erinnert sich die Geraerin, die alle hätte umarmen können, nachdem die Weite von 44,57 Metern bekannt gegeben wurde. Endlich die DM-Norm! Die Erleichterung war groß. Ein Ausruhen gibt es aber nicht. Die Vorbereitung auf Ulm tritt in ihre heiße Phase. Einen Wettkampf wird Sarah Linke im Vorfeld nicht mehr bestreiten.

„Ich konzentriere mich jetzt voll auf das Training und pendle zwischen Gera und Jena. Die Ferienzeit will ich nicht im Internat verbringen“, so die 17-Jährige, die jeden Morgen mit dem Zug nach Jena fährt und nach der zweiten Trainingseinheit am späten Nachmittag zurückkehrt. Für Ulm setzt sie ihre eigenen Erwartungen nicht sonderlich hoch an. „Mein Ziel ist es, noch einmal persönliche Bestleistung zu werfen. Vielleicht kommt ja jetzt die Lockerheit zurück, die mir zuvor gefehlt hat“, sagt Sarah Linke, deren Speerwurf-Wettkampf am 5. August ansteht.

Noch eine Woche länger Zeit hat Sprinterin Victoria Krause. Die 15-Jährige hat sich für die Deutsche U 16-Meisterschaft in Bremen qualifiziert. Die 100 Meter sind ihre Spezialdisziplin. Nach 13,00 Sekunden im Vorjahr legte sie nun noch einmal mächtig zu. In 12,64 Sekunden holte sich die zukünftige Zehntklässlerin vom Geraer Goethegymnasium/Rutheneum seit 1608 im Juni in Sömmerda den Thüringer Meistertitel, wobei sie sogar gegen 1,8 m/s Gegenwind anlaufen musste. „Wenn der Wind mal aus der richtigen Richtung kommt, dann traue ich mir schon eine Zeit von 12,50 Sekunden zu“, erklärt Victoria Krause, die allerdings nicht an den Mitteldeutschen Meisterschaften teilnehmen durfte, weil ihr ein entsprechendes Ergebnis im Block-Mehrkampf fehlte. Schon in der ersten Klasse hatte sie beim 1. SV Gera mit der Leichtathletik begonnen, über die Schul-AG von Frau Eritt in Zwötzen zum Laufen gefunden.

Nach einem kleinen Abstecher zum Handball kehrte sie in der sechsten Klasse wieder zum Sprint zurück. Trainerin Gisela Christmann brachte sie voran. Die DM-Norm für Bremen hatte Victoria Krause schon im Vorfeld der Landesmeisterschaften bei einem Wettkampf in Ohrdruf geknackt, als sie in 12,77 Sekunden ins Ziel sprintete. Für Bremen will sie sich nicht sonderlich unter Druck setzen. „Der Start wird wichtig. Darauf liegt auch jetzt eines der Hauptaugenmerke im Training. Da habe ich noch Reserven. Meist habe ich nach einem schwächeren Start mit der entsprechenden Wut im Bauch beschleunigt. Deshalb war ich so schnell“, flachste sie. Den Vorlauf in Bremen würde sie gern überstehen. Mit Trainerin Gisela Christmann und ihren Eltern geht es nach Norddeutschland.

„Das Fluidum bei einer Deutschen Meisterschaft ist sicherlich nicht zu unterschätzen. Die vielen Eindrücke muss man erst einmal alle verarbeiten. Bisher bin ich fast nur in Thüringen gelaufen“, sagt Victoria Krause, die in Bremen auch außerhalb der Landesgrenzen gern auf sich aufmerksam machen würde.

Jens Lohse (28.07.2017)