Geraer Schulklassen in London


Schüler des Geraer Goethegymnasiums beruhigen am Telefon ihre Eltern

Pressefoto
Das Foto einer Geraer Schülerin entstand Dienstag in London.

Gera/London. "Wir sind gerade am Trafalgar Square, hier ist es etwas lauter". Die Begrüßung von Christina Schirmer am Donnerstagmittag am Telefon klingt fast entschuldigend. Dabei ist die Englischlehrerin gerade mit fünf Kollegen und 73 Schülern der vier 9. Klassen des Geraer Goethegymnasiums in einer der lebhaftesten und pulsierendsten Metropolen Europas.

Nein, der Attentäter von London hat es nicht geschafft, die Großstadt zum Schweigen zu bringen. Trauer, Entsetzen und Wut über die Toten und Verletzten ja, aber kein Stillstand. "Man merkt nicht so viel davon", sagt Christina Schirmer, berichtet dann aber von einer Polizeiabsperrung, die sie sieht, in Richtung Parlamentsgebäude. "Aber nur für Autos, die Leute laufen da trotzdem lang", sagt sie: "Am Parlamentsgebäude sollte uns heute eigentlich unser Bus absetzen, aber der durfte einen Tag nach der Tat dort nicht halten." Auch die für gestern geplante Stadt-Rallye der Schüler musste etwas umgeplant werden.

Es ist der zweite London-Ausflug der Gymnasiasten und Lehrer während ihres Aufenthalts in England. Eigentlich sind die Geraer Schüler für ihre Ausfahrt in Gastfamilien in Hastings untergebracht. Schon am Dienstag waren sie in der britischen Hauptstadt, fuhren unter anderem auch über die Westminster Bridge, jene Brücke unweit des Parlaments, auf der der Atten­täter einen Tag später mit einem Auto in Passanten gefahren ist. An dem Tag waren die Schüler aber in Brighton unterwegs. "Wir haben von den Vorfällen in London mitbekommen, als die ersten Eltern bei ihren Kindern anriefen", sagt Christina Schirmer. Der Busfahrer habe dann auch schon Bescheid gewusst.

Der erneute Trip nach London am Donnerstag war von Beginn an geplant. "Wir haben gesagt, wir warten ab was die Nachrichten noch bringen. Die Rücksprache mit unserem Reiseveranstalter ergab, dass es keine akute Warnung für London gab." Die Schüler selbst hätten sich recht schnell dafür ausgesprochen, an dem Plan festzuhalten. Allgemein hätten die Jugendlichen die schlimmen Nachrichten sehr gefasst aufgenommen. "Das war im Bus gut zu beobachten, dass es eigentlich die Schüler waren, die ihre Eltern beruhigen mussten und nicht umgekehrt", sagt die Lehrerin.

Die Chance, mit den Schülern über das Geschehene zu reden, hatten die Lehrer dann am Donnerstagmorgen auf dem Weg nach London. Bevor am heutigen Nachmittag die Heimreise angetreten wird, stand gestern Nachmittag noch ein Höhepunkt auf dem Programm: der Besuch eines Musicals in einer der lebhaftesten und pulsierendsten Metropolen Europas.

Marcel Hilbert (24.03.17)