Studienfahrt der Kursstufe 11 auf die Insel Rügen


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Die Teilnehmer der Studienfahrt vor der Jugendherberge in Proa. (Foto: A. Grotzke)
Endlich war es soweit, die Woche vom 04. bis zum 08. April 2016 stand endlich vor der Tür - Studienfahrt wir kommen! Die wohl meist ersehnteste Woche des Schuljahres war nach langem Warten da und so machten sich 38 Schüler, bunt gemischt aus den drei Elfer Kursen, auf den Weg zur größten deutschen Insel Rügen.
Auf uns wartete eine informative, als auch erlebnisreiche Woche. Unter einem biologisch-wirtschaftlichen Konzept sollten wir uns unter anderem in Bereichen wie der Ökologie der Ostsee oder dem Wirtschaftspol der Störtebeker Brauerei informieren und belehren lassen.
Doch um dies zu ermöglichen, mussten wir selbstverständlich erst einmal in Rügen ankommen, in Prora um genau zu sein. Hier erwartete uns eine Jugendherberge mit Geschichte, die mit dem typischen grauen DDR Putz auf den ersten Blick eher gruselig, als einladend wirkte. Prora inklusive unsere Jugendherberge ging aus dem gebauten, jedoch unvollendet gebliebenen KdF-Seebad Rügen hervor. Heute ist der „Koloss von Prora“ der Kern des Komplexes: fünf von ursprünglich acht auf einer Länge von etwa 5 Kilometern entlang der Küste aneinandergereihte Häuserblocks und einer von ihnen mit unsere Jugendherberge. Das Gebäude der Jugendherberge hat eine wechselvolle Geschichte hinter sich, doch der Ort hätte nicht besser gewählt sein können: direkt am wunderschönen und breiten Sandstrand der Insel Rügen. Prora ist ein Vorort von Binz, einem der beliebtesten Ostseebäder in Deutschland. Auch unsere Jugendherberge war ein wunderbar weitläufiger Komplex, der viele Möglichkeiten zur Beschäftigung bat.
So kam es, dass wir nach 8 stündiger Fahrt mit dem Bus vorerst nur unsere Zimmer bezogen, die Gegend erkundeten und den Tag mit einer kleinen Wanderung am Strand ruhig ausklingen ließen. Womit der erste Tag auch schon vorbei war, doch auch wenn er vielleicht weniger aktionsreich war, so waren es auf jeden Fall die kommenden.
Tag 2 führte uns direkt zum „Tor“ der Insel Rügen, der Hansestadt Stralsund. Am Vormittag besuchten wir die Störtebeker Brauerei und erhielten eine Führung durch den Komplex mit anschließender Verkostung. Die Gründung der Störtebeker Braumanufaktur geht auf das Jahr 1827 zurück, seitdem werden am Standort in der Hansestadt Stralsund Biere bester Qualität gebraut. Bei den 90 minütigen Führungen konnten wir neben einem Rundgang durch das historische Sudhaus samt Kühlschiff auch wirtschaftliche und biologische Aspekte zur Herstellung der Biere erfahren.
So erfuhren wir mehr über die Herstellung eines Bieres, die verschieden Geschmacksrichtungen und das Reinheitsgesetz aus Deutschland. So erklärte man uns die Herstellung von Bier: Zunächst wird das Getreide eingeweicht und zum Keimen gebracht, wodurch Stärke spaltende Enzyme aktiviert werden. Danach wird der Keimvorgang durch Hitze abgebrochen, die Körner werden gedarrt und fertig ist das Malz. Beim Darren wird auch die Farbe des Malzes und damit des Bieres bestimmt. Als nächstes wird das Malz geschrotet und im Brauwasser eingemaischt. Dank der Hitze und der Enzyme im Malz wandelt sich dabei die Stärke aus dem Getreide in vergärbaren Zucker um. Bei anschließendem Läutern werden die festen Bestandteile von der Flüssigkeit getrennt – es entsteht die papp süß schmeckende Vorderwürze. Nun wird der Hopfen mit der Vorderwürze gekocht, wobei sich die Bitterstoffe herauslösen. Diese sorgen dafür, dass das Bier haltbar und vor allem lecker wird. Im nächsten Schritt wird die Würze durch die Zugabe von Hefe vergoren und hinterlässt Alkohol und Kohlendioxid. Untergärige Hefen setzen sich dabei unten ab und vergären bei niedrigen Temperaturen, obergärige Hefen schwimmen oben und vergären bei höheren Temperaturen. Am Ende muss das Bier noch eine bestimmte Zeit lang lagern, um einen harmonischen Geschmack zu erhalten. Bei vielen Bierstilen aus der modernen Craft Beer-Bewegung (z.B. Pale Ale und IPA) wird in dieser Zeit noch eine Extraportion Hopfen zum Bier gegeben. Bei dieser sogenannten Kalthopfung werden dank der niedrigen Lagertemperaturen kaum Bitterstoffe, dafür umso mehr fruchtige und blumige Aromastoffe an das Bier abgegeben.
Höhepunkt der Führung war dann die kleine Bierverkostung, bei der wir einen genaueren Blick bzw. einen genaueren Geschmack von den Spezialitäten erfuhren - alkoholfrei versteht sich.
Am Nachmittag ging es dann in die Innenstadt von Stralsund, wo es uns in ein Teil des deutschen Meereskundemuseums verschlug, dem Ozeaneum. Dieses steht 2016 unter dem Thema „Kraken und Konsorten“. Hier teilten wir uns in drei Gruppen und erhielten einzeln eine spezielle Führung zum Thema: Ökologie der Ostsee. Geführt und begleitet durch das Museum erfuhren wir mehr zur Entstehungsgeschichte der Ostsee, sowie zu einigen Bewohnern ihrer, wie Z.B. den Schweinswalen und den Kegelrobben. Anschließend hatten wir die Gelegenheit das Museum noch einmal auf eigene Tour zu erkunden, wodurch es uns möglich war in Ausstellungen wie „Die Riesen der Meere“ oder „Erforschung und Nutzung der Meere“ unseren Wissenshorizont aufzufrischen und zu erweitern.
Am Abend hatten wir dann Freizeit in der Jugendherberge, die jeder auf seine ganz eigene Art nutze. So gingen einige zum Strand, andere dagegen waren mehr für eine Gesprächsrunde im Zimmer zu erheitern.
Die nächsten zwei Tage waren vom Ablauf sehr ähnlich: So wurde unsere Mannschaft in zwei Gruppen unterteilt. Gruppe A unternahm am Mittwoch eine botanische Exkursion in die Kernzone des Nationalparks auf der Insel Vilm mit Herrn Grotzke und Frau Körner, während Gruppe B mit Herrn Geschwandtner und Frau Schirmer den Nationalpark Jasmund besuchte und anschließend eine geobotanische Wanderung von Königsstuhl nach Sassnitz unternahm. Am darauffolgenden Tag wurde getauscht. Den jeweiligen Nachmittag verbrachten wir im Fährhafen Sassnitz, einer der wichtigsten Wirtschaftsstandorte in Mecklenburg-Vorpommern. Als östlichster Tiefwasserhafen Deutschlands hat er sich längst zu einem Handels- und Transportknotenpunkt nach Skandinavien, Russland, in die GU-Staaten und ins Baltikum entwickelt. Hier bekamen wir die Gelegenheit, die Gegend selbst zu erkunden und vielleicht die eine oder andere Spezialität zu essen.
Die Insel Vilm liegt im Südosten Rügens und ist wahrlich sehenswert. Die Insel liegt abgelegen, weshalb sie nur durch einen 10 minütigen Bootstripp erreichbar ist. Seit 1936 steht sie unter Naturschutz, wodurch das Beobachten eines Seeadlers oder die Erkundung der Insel nur unter fachlicher Führung möglich ist. Vilm ist knapp einen Quadratkilometer groß und gehört zur Kernzone des Nationalparks "Biosphärenreservat Südost-Rügen". Auf der Insel hatte sich früher die Regierung der DDR eine exklusive Rückzugs- und Urlaubsmöglichkeit geschaffen- heute beherbergt sie eine Naturschutzakademie. Hier finden die Besucher unter sachkundiger Führung ca. 500 verschiedene Pflanzenarten auf sehr engem Raum. Das Besondere: in die Vegetation greift der Mensch nicht ein, wodurch die Devise "Natur pur" gilt.
Der Nationalpark Jasmund ist, meines Erachtens, eines der schönsten Fleckchen im Norden. Er gehört zum UNESCO Welterbe und ist einer von 2000 weltweitvorhanden Nationalparks. Als wir mit dem Bus ankamen, hatten wir die Chance eine Stunde lang eine Ausstellung im Besucher-Zentrum mit integriertem Audio Guide zu besichtigen. Die „Reise“ durch die Ausstellung konnte hier ganz individuell gewählt werden. Von romantischer Reise bis hin zu neugierigem Entdecker war alles dabei. So erfuhren wir mehr über die Entstehung der Kreideküste und konnten uns von Musik und einer Führung „zum anfassen“ begeistern lassen.
Natur Natur sein lassen ist das große Motto, weshalb besonders die Kreidefelsen Königstuhl jedes Jahr viele Besucher anziehen. Auch wir hatten die Gelegenheit eine Führung inklusiver anschließender Wanderung entlang der Küste und durch die bezaubernden Buchenwälder des Parks zu unternehmen. Es war keine leichte Wanderung, aber auf jeden Fall eine lohnenswerte, denn allein der Anblick des Meeres ließ einige von uns schon etwas mehr erstrahlen.
Es ist wohl überflüssig zu erwähnen, dass wir alle sehr geschafft und ausgelaugt waren nach den jeweiligen Aktionen. Trotzdem entschieden wir uns am Mittwochabend nochmal ins Kulturzentrum Binz hinüber zu fahren und den Tag ausklingen zu lassen. Hier begegneten sich die Meisten am wunderschönen Strand von Binz und genossen die Ruhe und das Meer.
Am Donnerstagabend hieß es dann schon wieder Koffer packen, da wir am Freitag bereits den Weg nach Hause suchten. Natürlich ließen wir es uns nicht nehmen die Zeit zusammen zu nutzen und so kam es kurzerhand zu einem Tanzabend im Flur der Jugendherberge mit Musik und Begeisterung.
Am Freitag traten wir die bereits erwähnte Heimreise an und so fuhren wir 8.15 Uhr wieder Richtung Heimat nach Gera. Auf der Rückfahrt merkte man deutlich, wie anstrengend doch die Woche auf Rügen verlaufen ist und welche Spuren sie hinterlassen hatte. Doch trotz all der Anstrengung war es eine wirklich schöne und erlebnisreiche Kursfahrt inmitten der Natur, die wohl noch lange in unserer Erinnerung bleiben wird.
Einen großen Dank gilt den Lehrern Herr Geschwandtner, Herr Grotzke und Frau Schirmer, welche diese Kursfahrt organisiert und ermöglicht haben. Desweitern bedanken wir uns auch bei dem begleiteten Elternteil Frau Körner für ihre Geduld und den Zeitaufwand. Und zu guter Letzt bei dem Busunternehmen Beck mit ihrem freundlichen Busfahrer Frank, ohne den die Fahrt wohl nicht möglich gewesen wäre.
Carli Bess Kutschera, Kurs 11/1