Der Konzertchor in New York: Tag 2


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Ein typisches Bild in New York: Straßenmusiker
Tag 2. Immer noch eine unglaubliche Stadt. Und endlich auch Musik. Nach zehrenden streckenden Stunden des Jetlag oder etwas ähnlichem erstrahlt New York im morgendlichen Glanz. Rauchiger, verstaubter, grauer Glanz. An jeder Ecke ein Starbucks. Zwischen Kaffeeduft und geschäftig gehetzter Hochglanz-Atmosphäre lässt sich ein Tag entspannt beginnen. Wem es bisher noch nicht ausreichend bewusst war, der bemerkt nun in voller Konsequenz den irritierenden Zeitunterschied. In Deutschland endet ein Schultag während hier die Sonne ihre dunstigen Strahlen durch die Häuserschluchten schickt. Schule interessiert uns hier nicht. Aber langsam erreicht uns der eigentliche Auftrag der bisherigen Vergnügensreise. Zwar durften wir bei der Einreise nicht business als Beschäftigung ankreuzen, aber es ist schon etwas in dieser Art, das uns wieder arbeiten lässt. Proben, Singen, Proben, Fokussieren. Und dann stattet die Jury einen ersten Besuch ab. Rodney Eichenberger, Professor of Choral Music at Florida State University, mutet anfangs an wie ein wieder auferstandener Johnny Cash, schafft es aber sehr schnell, dem Chor genau das zu geben, was er jetzt braucht. Fokus. Wenn ein Workshop bedeutet, eine alte Wand mit einem neuen Pinsel aber der der gleichen Farbe zu bestreichen, dann macht Eichenberger alles richtig. Alte Inhalte auf neuen Wegen. Alles mit einem entspannten, angenehm sympathischen Amerika-Stil, mündend im herzlichen Wohlgefallen an deutschen "Folksongs". Keine Frage- wir sind heiß. Heiß darauf zu singen.
Streift man heute tagsüber durch die Streets und Avenues, die New York wie ein Netz aus geometrischen Strahlensätzen durchziehen, fesselt einen der, an Gegensätzen überfrachtete Mikrokosmos der Stadt von Neuem. Disneywerbefiguren neben Jesus liebenden Fundamentalisten. Dunkelhäutige Deutschland-Fans, zumindest was den Fußball betrifft, in asiatischen Lebensmittelmärkten. Soulsänger, die Elvis singen. Das Elektrisierendste aber sind diese Werbetafeln, auf denen sich alles bewegt. So herrlich überfrachtet, so herrlich grell, so herrlich unwahr.
New York, Du fesselst immer mehr.