Geraer Sportlehrer telefoniert fast täglich bis zur Zusage der Schulfahrt


Erst schrieb die Schulelternvertretung an die Bildungsministerin. Vergeblich. Dann half die Fraktionsvorsitzende der Linken im Thüringer Landtag.

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Sportlehrer Matthias Bauer an der Ruthenenrast. Mit Freudenschreien soll er die letztjährig dort angebrachte Platte in etwa 3000 Metern Höhe begrüßt haben. Foto: Schule

Gera. "Drei Wochen habe ich fast täglich telefoniert. Dann hatten wir die Zusage", sagt Sportlehrer Matthias Bauer. Was so einfach klingt, ist nicht die ganze Wahrheit.

Am 13. April 2016 schickte die Elternvertretung des Goethegymnasiums Rutheneum seit 1608 nach einer Elternbefragung ihre Stellungnahme an die Thüringer Bildungsministerin zum Thema Klassenfahrten. Am 11. Mai antwortete Birgit Klaubert (Linke) und definierte Klassenfahrten, wenn darin "die Schüler einer ganzen Klasse oder eines ganzen Kurses eingebunden sind". In einem Interview mit unserer Zeitung vom 20. Juli erklärte sie vertiefend: "Wenn zum Beispiel aus einer Geraer Schule zwei Wochen nach Schuljahresbeginn einige Schüler aus den Klassen 9 bis 13 zum Gletscherwandern nach Österreich fahren, so ist das für mich keine Klassenfahrt."

14 Tage vor Ferienbeginn setzte sich Matthias Bauer in eine Veranstaltung "Fraktion vor Ort" der Linksfraktion des Landtages in einem Geraer ­Hotel. Dort hörte auch Vorsitzende Susanne Hennig-Wellsow den Schülerbericht von der Fahrt zur Geraer Hütte von vor zwei Jahren, als Bauer ihn vorlas. Hennig-Wellsow vermittelte den Kontakt zu einem Referenten im Bildungsministerium. Bauer sprach auch mit anderen Landtagsabgeordneten. "Doch nur mit dem Druck von Frau Hennig-Wellsow ist die Entscheidung gefallen", ist der ­56-jährige Sportlehrer überzeugt. Ihr Büroleiter Wolfgang Abold erklärte gestern: "Das soll nicht die Praxis werden, dass sich Klassen an die Fraktionsvorsitzende wenden". Der Sprecher des Bildungsministeriums, Frank Schenker, äußerte gestern, dass direkte Anfragen an das Ministerium nicht automatisch dafür sorgen würden, dem Anliegen statt zu geben. Vielmehr beginne eine erneute Prüfung. Genehmigt wurde die Fahrt, "weil der besondere pädagogische Wert gegeben war".

Ältere helfen Jüngeren. "Der Zusammenhalt lebt im Alltag weiter", beobachtet Bauer auf dem Schulhof. Er und seine Kollegin Krödel verzichten auf die Erstattung der Reisekosten von je 160 Euro. Sie waren Anlass für die Klassenfahrt-Debatte.

Sylvia Eigenrauch / 21.09.16 / OTZ