Richtfest am Schulneubau für den Campus Rutheneum


24 Millionen Euro kostet der Campus fürs Goethe-Gymnasium im Stadtzentrum. 10,5 Millionen davon fließen in den Neubau, der nun im Rohbau steht.

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Die Richtkrone schwebt über den zahlreichen Gästen am Donnerstag zum Richtfest am neuen Schulgebäude. Foto: Peter Michaelis

Den Richtspruch hielt diesmal nicht der Zimmermann, sondern der Betonbauer, meinte Toralf Zipfel lächelnd. Der Bauweise des wuchtig wirkenden Neubaus mit Flachdach geschuldet, war es am Geschäftsführer der Greizer Ziba-Bau GmbH, gemeinsam mit Geras Oberbürgermeister Julian Vonarb (parteilos) und dem Staatssekretär Klaus Sühl (Linke) vom Baugerüst aus auf den geschafften Abschluss des Rohbaus und möglichst reibungsfreie kommende Arbeiten anzustoßen.

Einen „Meilenstein in der Schulgeschichte unserer Stadt“ nannte Vonarb das Richtfest am Donnerstagmittag für den Schulneubau am Campus Rutheneum. Das neue Schulgebäude für das Goethe-Gymnasium/Rutheneum, unter anderem mit 25 neuen Unterrichtsräumen, stellt – neben der Sicherung und Sanierung des Reußischen Regierungsgebäudes als Verbindung zum bestehenden Schulhaus am Johannisplatz – das Herzstück der millionenschweren Schulbaumaßnahme dar. Zusammen mit der aufwendigen Freiflächengestaltung bis zur bereits in Betrieb genommenen, neugebauten Turnhalle Stadtzentrum entsteht ein Campus, „der Moderne und Historie verbindet“, sagte Vonarb. Wobei mit Moderne neben der Architektur insbesondere zeitgemäße Unterrichtsbedingungen für Lehrende und Lernende gemeint seien, wie Klaus Sühl ergänzte.

Das Land förderte den laut Stadtverwaltung rund 10,5 Millionen Euro teuren Neubau allein mit sieben Millionen Euro über die Schulbauförderung. Den Bescheid dafür hatte der Staatssekretär im Oktober 2017 noch Vonarbs Amtsvorgängerin Viola Hahn (parteilos) überreicht, die gestern zu den vielen Gästen des Richtfestes gehörte. Für die Weichenstellung in ihrer Amtszeit bedankte sich wiederum ausdrücklich Joachim Hensel, langjähriger Schulleiter des Geraer Goethegymnasiums, der für seine verhinderte Nachfolgerin Silva Wallstabe einige Worte sprach. Er erinnerte an die seit 1991 „getrennte Schulgemeinde“ des Goethe-Gymnasiums. 383 Meter Fußweg trennen bis heute die Schüler und Lehrer in den Schulhäusern am Johannisplatz und am Nicolaiberg. Sie an einem Standort wieder zu vereinen, diesem Ziel habe er viele Jahre seiner Arbeit gewidmet, weshalb er sich den Seitenhieb in Richtung Stadt nicht verkneifen konnte, die es offenbar versäumte, ihn zum Richtfest einzuladen.

Er erinnerte an den erfolgreichen Einwohnerantrag von 2009 und den späteren Architektur-Wettbewerb, der durch eine beispiellose Spendensammlung des Schul-Fördervereins finanziert wurde. Dessen Vorsitzender René Keßler, der zuletzt scharf die Informationspolitik der Stadt zu Bauverzögerungen am Campus kritisierte, hatte demonstrativ eine Tafel mit mehreren durchgestrichenen Jahreszahlen und einem Fragezeichen hinter dem Jahr 2022, das inzwischen als Fertigstellungsjahr im Gespräch ist. Auch wenn der Zeitplan womöglich nicht vollumfänglich zu halten sei, sagte OB Vonarb, so unternehme die Verwaltung doch größtmögliche Anstrengungen, so schnell wie möglich voranzukommen.

Einig war man sich, dass das nunmehr auf rund 24 Millionen Euro Gesamtkosten bezifferte Großprojekt Campus Rutheneum nur gemeinsam realisiert werden kann. So gingen der Dank je nach Redner an Stadt und Land, Schule und Förderverein, Bürgerschaft und Stadtrat sowie die an Planung und Bau be teiligten Firmen mit ihren Mitarbeitern. „So rückt der Traum vom Schulcampus in greifbare Nähe“, meinte Staatssekretär Sühl und sprach von einem wichtigen Standortfaktor mit überregionaler und durch die Musikspezialklassen sogar bundesweiter Strahlkraft. Wie die Stadt informiert, geht es ab dem 18. November mit den Ausbaugewerken im Neubau weiter, daneben laufen die Arbeiten im Regierungsgebäude und an den Stützmauern. (Marcel Hilbert)

Meine Meinung (Marcel Hilbert)

Gera. Seit 1991 hat das Goethe-Gymnasium zwei Schulstandorte. Bis es wieder ein einziger ist, werden mehr als 30 Jahre vergangen sein.

Auf 30 Jahre Friedliche Revolution wird dieser Tage zurückblickt, im nächsten Jahr auf 30 Jahre Wiedervereinigung. Es wird nach jetzigem Stand wohl mehr als 30 Jahre dauern, bis in Gera das Goethe-Gymnasium/ Rutheneum seine eigene kleine Wiedervereinigung feiern darf. Seit 1991 auf zwei Schulgebäude verteilt, war zuletzt vom Jahr 2022 die Rede, in der der vereinende Campus am Johannisplatz fertig werden könnte. Das Fragezeichen hinter dieser Zahl auf dem Schild des Schulfördervereins-Vorsitzenden ist angesichts der Zeit, die bis dahin noch ins Land geht, nachvollziehbar.

Nachvollziehbar sind freilich auch die Erklärungen, wo dieser Tage die meiste Zeit liegen bleibt. Wenn aufgrund der Baukonjunktur auf Ausschreibungen keine oder unrealistische Angebote eingehen, wenn dadurch aufeinander aufbauende Arbeiten nicht starten können, kostet das Zeit und Geld. Die Frage, wann, wie und wen man über solche Verzögerungen informiert, steht auf einem anderen Blatt.

Auf der anderen Seite ist es natürlich nicht so, dass auf der Baustelle Däumchen gedreht werden. Ganz im Gegenteil, wie man am Baufortschritt im Herzen Geras täglich beobachten kann. Nachdem nebenan eine nagelneue Geraer Turnhalle nach ihrer Zwischennutzung als Briefwahllokal leider ohne abschließenden öffentlichen „Startschuss“ in Betrieb ging, war das Richtfest am Donnerstag umso wichtiger als ein Signal, dass es voran geht.